Samstag, 11. März 2006
Irak: 311 Lehrer und 64 Schüler in den vergangenen 4 Monaten getötet
Nach Angaben des irakischen Bildungsministeriums sind seit November 311 Lehrer und 64 Schüler unter 12 Jahren getötet worden. In einer Pressemitteilung an die Zeitung "al-Zaman", erklärt das Ministerium, dass sich Angriffe auf Schulen und andere Bildungseinrichtungen in jüngster Zeit rapide gehäuft hätten und viele Eltern ihre Kinder daher nicht mehr in die Schule schicken.
Allein in den letzten vier Monaten seien 400 Schulen von Bewaffneten angegriffen worden, woraufhin viele den Lehrbetrieb einstellten. Anfang März begann das zweite Schulhalbjahr im Irak und das Bildungsministerium fürchtet, dass durch die andauernde Gewalt die Teilnahme am Unterricht weiter sinken könnte.
Auch an der Baghdader Universität blieben zum Semesterstart viele Studenten den Seminaren und Vorlesungen fern. Zuvor hatten Studentenvertreter das Ministerium für Hochschule und Forschung aufgefordert, den Beginn des Semesters um eine Woche zu verschieben, aus Angst vor der nach dem Anschlag auf eine schiitische Moschee in Samarra aufgeflammten konfessionellen Gewalt. Auch zahlreiche Professoren seien der Universität ferngeblieben.
"Gewalt herrscht nicht nur auf den Straßen Bagdads. Sie bewegt sich auch stetig auf die Universitäten zu.", erklärt der Ministerialbeamte Ahmad Bahaa. "Das Lehren und Lernen haben wir fast vollkommen vergessen. Wir denken nur an politische Zankereien und sinnlose Gespräche über politische und religiöse Themen".
Abdulamir Hayder von der Bagdader Universität erklärt, die Zustände an der Hochschule seien die schlimmsten, die man sich vorstellen könne. "Die Studenten und ihre Professoren sind in einer sehr schlechten psychologischen Situation. Das einzige Ziel ist die Flucht ins Ausland um Anschlägen und Drohungen zu entkommen."
Karim Ali, Professor an der Mustansiriya-Universität in Baghdad meint, Iraks Hochschulen hätten ihren Status als Forschungseinrichtungen verloren. "Unsere Universitäten haben keinerlei wissenschaftliche Bedeutung mehr. Niemand kümmert sich um Bildung. Der Campus ist zu einem Feld der ethnischen und religiösen Spannungen geworden."
Ungeachtet dieser düsteren Analysen will das Ministerium zwei neue Universitäten gründen. Jeweils eine in den südirakischen Städten Amara und Samawa.
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2 Kommentare:
Traurig. Traurig. Traurig. Hört dieser Krieg denn nie auf?
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