Sonntag, 12. März 2006

Bahrain: Unruhen in Hauptstadt Manama


Gerade an dem Wochenende, an dem sich die Augen der Weltöffentlichkeit anlässlich des Auftakts zur Formel-1-Saison nach Bahrain richten, ist es in der Hauptstadt Manama in der zweiten Nacht hintereinander zu schweren Ausschreitungen zwischen jugendlichen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Mehrere hundert Bahrainis waren laut DPA vor das Innenministerium gezogen, um die Freilassung von 20 Jugendlichen zu fordern, die im Dezember wegen illegaler Kundgebungen zu ein bis zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden waren.
Die Haftstrafen wurden ausgesprochen, weil die Verurteilten nach Ansicht des Gerichts an gewaltsamen Protesten am 25.Dezember 2005 beteiligt waren. Damals war es am internationalen Flughafen Bahrains zu Ausschreitungen gekommen, nachdem die Behörden den schiitischen Geistlichen Ayatollah Sheikh Mohammed Sanad nach seiner Rückkehr aus dem Iran festgehalten hatten. Dieser hatte aus dem iranischen Exil ein Referendum über die 2002 verabschiedete Verfassung Bahrains gefordert und damit die sunnitische Herrscherfamilie verärgert. Zwei Drittel der Bahrainis sind Schiiten, die wichtigsten Posten in Politik, Wirtschaft und Militär werden jedoch von Sunniten gehalten.
In der vergangenen Nacht wurden vor dem Innenministerium erneut Barrikaden aus Reifen und Müll in Brand gesetzt, Straßen blockiert und Polizeifahrzeuge mit Steinen beworfen. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas und Hartgummi-Geschossen. Der Innenminister des Königreichs Sheikh Rashid bin Abdullah Al Khalifa erklärte, jene, die die Jugendlichen zu Gewalttaten und "Sabotage" anstifteten, sollten hart bestraft werden.
Bereits in der Nacht zum Sonnabend hatten Demonstranten laut Berichten von AFP ein Einkaufszentrum geplündert und mehrer Geschäfte in Brand gesteckt. Dabei waren 13 Jugendliche verletzt worden.
Wie in anderen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens grassiert auch in Bahrain die Jugendarbeitslosigkeit. Schon im Dezember waren Proteste arbeitsloser Jugendlicher eskaliert ( alsharq berichtete ). Anlässe wie die Festnahme schiitischer Geistlicher und die Inhaftierung ihrer Anhänger bieten in dieser Situation ein willkomenens Ventil angestauten Frust und Unzufriedenheit zu artikulieren.

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