Sonntag, 19. März 2006

Qatar will "Brain Drain" im Nahen Osten stoppen

Jahr für Jahr verlassen tausende arabische Akademiker ihre Heimatländer - diesem Verlust an geistigem Kapital will der Golfstaat Qatar mit einer neuen Initiative Einhalt gebieten. Künftig sollen die ausgewanderten Wissenschaftler einmal jährlich zu einem Forum in "Education City", einem Wissenschaftskomplex am Rande der Hauptstadt Doha zusammenkommen. In Education City, arabisch al-Medina al-Ta`alimiya, haben sich in den vergangenen sieben Jahren Zweigstellen US-amerikanischer Universitäten, wie etwa der Virginia Commonwealth University oder der Georgetown University niedergelassen.
Nach Angaben des UN-Entwicklungsprogramms UNDP haben allein zwischen 1998 bis 2000 mehr als 15000 arabischer Physiker ihre Heimatstaaten verlassen. In den Staaten der Arabischen Welt bieten sich den Wissenschaftlern und Akademikern kaum adäquate Jobangebote. Hinzu kommt ein Mangel an öffentlichen oder privaten Geldern für Forschung und Entwicklung. Die Industrienationen des Westens, in erster Linie die USA und die EU-Staaten, bieten neben besseren Forschungsmöglichkeiten auch ungleich höhere Löhne.
Um diesem Brain Drain entgegen zu wirken, hat Qatars Regierung für den April 200 im Westen lebende arabische Forscher nach Education City eingeladen, um "einen klaren und zivilisierten Anreiz zu schaffen, der geeignet ist, arabische Kapazitäten in die Heimat zurückzuführen oder von ihnen zu profitieren.", so Saif Ali Al Hajari, Vizepräsident der Qatar Foundation, der Betreibergesellschaft von Education City.
Seine Stiftung fordere die im Ausland lebenden Wissenschaftler auf, "an der Förderung einer Kultur der wissenschaftlichen Forschung in der Arabischen Welt aktiv teilzunehmen." Ihr "Input" solle helfen, neue Generationen arabischer Studenten mit einer umfassenden Bildung nach neuestem Stand zu versorgen. Mit dem Eintritt in eine derartige "strategische Partnerschaft" würden die Akademiker den Institutionen im Nahen Osten helfen, ihre Budgets besser zu planen, Ansprüche an die Infrastruktur klarer zu formulieren und auch eine Gesetzgebung in Gang zu bringen, die das geistige Urheberrecht in größerem Maße schützt als bisher.
Die Einladung zum Forum im April sei jedoch nicht mit der Bedingung an die Wissenschaftler geknüpft in ihre Heimatländer zurückzukehren. "Wir haben keine Bedenken mit einem Forscher zusammenzuarbeiten, der es vorzieht weiter im Ausland zu leben.", so Hajari gegenüber AFP. Im Übrigen plane man in den kommenden Jahren auch Nobelpreisträger aus verschiedenen Wissenschaftsfeldern und Ländern in den Golfstaat zu laden.

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