Montag, 14. November 2005

Saudi-Arabien: Lehrer wegen Blasphemie verurteilt


Ein Gericht in der saudi-arabischen Hauptstadt Riyadh hat einen Lehrer wegen "Herabwürdigung des Islam" zu einer 40-monatigen Haftstrafe und 750 Peitschenhieben verurteilt. Nach Angaben der Zeitung "al-Medina" hatte der Oberstufenlehrer Mohammad al-Harbi in seinem Unterricht "die Bibel besprochen und die Juden gepriesen". Daraufhin sei der Lehrer, der in aller Öffentlichkeit ausgepeitscht werden wird, von Schülern und Kollegen angezeigt worden.
Laut dem Zeitungsbericht propagierte al-Harbi "eine dubiose Ideologie, machte sich über den Islam lustig, sagte, dass die Juden rechtgläubig seien, besprach das Evangelium und hinderte seine Schüler am Verlassen des Klassenraums zur rituellen Waschung vor dem Gebet."
Saudi-Arabien, die Geburtsstätte des Islam, hat die wahhabitische Auslegung des Islam zur Staatsdoktrin erhoben, der auch Usama bin Laden und Abu Mussab az-Zarqawi nahestehen. Die Verfassung des engen US-Verbündeten basiert allein auf dem Koran und der Sunna, also der Überlieferung von Aussprüchen, Taten und Verhaltensweisen des Propheten Muhammad. Der Wahhabismus, ein Begriff der von Gegnern der Bewegung geprägt wurde (die Wahhabiten selbst bezeichnend sich meistens als Muwahhidun - Bekenner der Einzigartigkeit Gottes), verbietet jede andere Religionsausübung und lehnt auch den schiitischen Islam, unter anderem wegen seiner Heiligenverehrung, radikal ab. Faktisch wird allen Nicht-Wahhabiten die Anerkennung als gläubiger Mensch aberkannt und nach der Ideologie des Vordenkers Muhammad ibn Abd al-Wahhab (1703 - 1792) sollten diese militärisch als Ungläubige (kafirun) oder Abtrünnige (murtaddun) bekämpft werden.
Im Jahr 2003 war ebenfalls ein Lehrer wegen Blasphemie zu drei Jahren Haft und 300 Peitschenhieben verurteilt worden. Der Vorwurf der Apostasie war zuvor vom Gericht fallengelassen worden. Der Abfall vom Islam wird in Saudi-Arabien noch immer mit dem Tode bestraft.
Mohammed al-Harbi kündigte unterdessen an in Berufung gehen zu wollen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Diese sogenannten "grausamen" Strafen sind entsetzlich. Ich schreibe oft Appellbriefe gegen diese Form der Bestrafung.

C.Sydow hat gesagt…

An welche Stellen schickst du denn diese Briefe? Direkt an die saudische Botschaft oder nach Riyadh oder an Hilfsorganisationen?

Anonym hat gesagt…

Ich schicke Sie an die von amnesty international genannten Adressen. Meist heißt es, man solle noch Kopien an die Botschaft schicken, aber ich mache es so, dass ich die erste angebene Adresse anschreibe. Bei der letzten Aktion war das:
His Royal Highness Crown Prince Abdullah bin ‘Abdul ‘Aziz Al-Saud
Deputy Prime Minister and Commander of the National Guard

Anonym hat gesagt…

@claudia
"His Royal Highness Crown Prince Abdullah bin ‘Abdul ‘Aziz Al-Saud
Deputy Prime Minister and Commander of the National Guard"

das ist aber keine Adresse, das ist nur die Anrede
Ein Brief dohin verschwindet im nirwana oder kommt zurück, dofern dein Absender drauf stand.