Donnerstag, 24. November 2005

Israel: Reise ins gelobte Land - Ein zweiter Selbstversuch

Hier der zweite Augenzeugenbericht eines Kommilitonen, der ein zweites Mal versuchte von Jordanien nach Israel zu reisen und diesmal auch erfolgreich war.: Teil 1 gibt es hier

Ich war in Israel. Diesmal richtig. Mein erstes Mal, erste richtige Mal, und auch mein letztes. Da fahr ich nicht mehr hin.

Um 9:00 Uhr kam ich auf der jordanischen Seite an. Um 16:10 verließ ich den Grenzterminal auf der israelischen Seite. Was habe ich die ganze Zeit zwischendurch gemacht? Nichts. Rumgesessen. Ich wurde 10 min befragt. Befragt über Dinge, die die so wie so schon wussten, einfach nur bescheuerte Fragen, um zu testen, ob ich die Wahrheit sagen würde. Irgendwann habe ich den Typen angeschnautzt: "Why are you asking me that? Didn't you read this paper?!!" (wo drin stand, dass ich wegen des Praktikums nach Ram Allah musste). Daraufhin meinte er ganz cool: "But I want to hear this from you." *Grins* Dann kam ich nochmal aufs Abstellgleis. Warten, warten, mit Palestinensern, nur! Alles Palestinenser um mich herum. Ich glaube, ich sollte echt mein Passphoto ändern... Bei der Ausreise wurde ich gebeten, doch bitte die Brille abzunehmen (meine normale!) - ich hätte auf dem Photo zu viele Haare. heng? Irgendwann waren wir in diesem Riesenterminal (bei der Einreise), wo bei meiner Ankunft um die 200-300 Menschen waren, nur noch 7 (sieben). Darunter ich.

Als ich dann herein durfte ins Geheiligte Land, es war Freitag nachmittag, war dann das Problem: Wie komme ich nach Yerusalem? An einem Tag kurz vor dem Shabbat... Da fuhr nämlich nichts mehr - keine Ahnung warum. Ab Freitag nachmittag um 1:00 p.m. fährt nichts Öffentliches mehr von der Allenby Bridge = King Hussein Bridge. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ein Taxi in die Heilige Stadt zu nehmen: 30 US Dollar. Immerhin habe ich ihn (den Taxi-Fahrer) von 50 EUR auf 25 EUR (= 30 US Dollar) runtergehandelt. Hab ihm auch ein schlechtes Gewissen gemacht, weil ich so lange an der Grenze festgehalten wurde (wofür er ja nichts kann) - ich meinte dann irgendwann zynisch: "ahlan wa sahlan fi isra'il" (herzlich willkommen in Israel) und wie freundlich das alles hier sei und bla, bla, bla. Na ja, dann hat er nachgegeben und ist dann doch noch von 30 auf 25 EUR runter (bei 20 hatte ich angefangen). Aber der war auch lieb!

Na ja, dann weiter nach Tel Aviv, noch am selben Abend in den crassesten Wellen getummelt, die ich nach Goa je erlebt hatte. Im Mittelmeer!!! Das war echt fun!!! Das war mir dann irgendwie alles zu viel: Erst der ganze Kram an der Grenze - du weißt nicht, was los ist (einem Amerikaner haben sie an der Grenze nachgewiesen, dass er auch palästinensische Identität hat, also auch als Palestinenser bei denen eingetragen ist - das wusste er vorher gar nicht, na, da kann ich mir bessere Staatbürgerschaften vorstellen), lassen sie dich durch oder schicken sie dich wieder über den Jordan, dabei hatte ich mich extra an zwei katholische Missionare (einer in meinem Alter) aus Australien gehalten und hab immer demonstrativ in meiner Bibel gelesen, damit nicht wieder so was wie von wegen Hisb Allah, Hamas und so etwas kommt. Aber alsbald hatte man uns (die Katholiken und mich) getrennt und schwubs, weg war er (= ich); man sah richtig, wie ihr (= der Grenzbeamtin ) Gesicht plötzlich immer dunkler wurde, als sie in der Computer schaute, und da wusste ich schon... o, o . Dann hat sie noch paar Mal gefragt, ob die Missionare meine Freunde seien, hab ich natürlich nein gesagt, sonst hätten sie gleich in Albanien missionieren können (wo sie nach Israel hinfahren); die habe ich dann paar mal wieder getroffen - und wo natürlich??? beim Freitagsumzug der Franziskaner auf der Via Dolorosa in Jerusalem natürlich. Wieder Grenze: alt-bekanntes Programm, hab ich mich wie zu Hause gefühlt. Auf jeden Fall dann abends in Tel Aviv, wo das Leben echt zu toben scheint! (War ja "nur" 1-2 Tage dort.) Freizügig in jeder Hinsicht.

Wie ein Depp bin ich diesmal gereist. Ich kam an der Grenze an, wusste dann nicht wie weiter nach Yerusalem, dachte, könnte billiger von Jericho aus fahren, bis ich erstmal aufgeklärt werden musste, dass es unterschiedliche Nummern-Schilder in Israel / Palestinensische Autonomiegebiete gibt. Ich wusste noch nicht mal den Wechsel-Kurs für den Shekel und musste den Taxi-Fahrer erstmal fragen, wie viel denn 300 Shekel sind (sehr intelligent, den Taxi-Fahrer zu fragen), die er fürs Taxifahren haben wollte - aber er war ehrlich, Hut ab, thanks! (übrigens 1 EUR = 5,5 Schekel) Ach, ja, D., mit dem ich mich in Tel Aviv verabredet hatte, hatte mir irgendwelche Preise per SMS geschrieben, immer mit diesem "NIS" dahinter - wo ich auch erstmal überlegen musste, was das heißen soll. Und der Bus-Fahrer von Yerusalem nach Tel Aviv musste mir erstmal erklären, was für Geld er mir dort in die Hand gedrückt hatte: Die Ein-Shekel-Stücke sind so klein!!! Und die Ein-Zehntel-Shekel-Stücke so groß, da kam ich ja völlig durcheinander. Aber irgendwie habe ich es geschafft. Ein Fettnäpfchen war auch dabei - den neben mir im Bus frug ich dann auf Arabisch, ob er das oder jenes kenne, da erntete ich ein angepikstes: "nicht-verstanden-nicht-verstanden-Iwrit" Ich nehme an, das hieß, ich solle bitte Iwrit reden... o.k. nächstes Mal.

Abends bei Sonnenuntergang in den Wellen in Tel Aviv! Nur schade, dass ich so schlecht sehe, war echt schönes Licht und ein schöner Blick auf Jaffa.

Mit D.und C. ging es dann die nächsten Tage weiter. C. unser Super-Chinese aus Hong-Kong, da hab ich mich ja wieder wie in alten Zeiten gefühlt. Er konnte sogar Mandarin und ich sehen, wie viel ich schon vergessen hatte. Der war ja echt lustig. Sein erstes Mal außerhalb von China - und immer: "Please, just wait for me here, I come back in five minutes, o.k., I take picture, o.k., please wait here?" Dann war er 20 min weg. Aber er konnte ein "r" sprechen! - er hätte zumindest nicht gesagt: "Melly Chlistmas".

Zu dritt also dann Haifa, Nazareth und See Tiberias, ich bin dann allein weiter nach Yerusalem, habe mich mit ein paar griechisch-orthodoxen Patern des Patriarchats Ierosolymon (Yerusalem) angefreundet, die mich dann überall hingefahren haben, wo ich wollte - nach Betlehem einen Tag, haben mich zum Essen eingeladen (so viel zu Essen!), anderen Tag ans Tote Meer, wo ich zwar keine Badehose mithatte, sie aber ihre im Auto - der kleine wollte nicht baden und dem anderen hat seine nicht mehr gepasst. Also war ich alleine bei Sonnenuntergang auf israelischer Seite des Toten Meeres baden und habe mir sogar diesmal den Spaß mit Augen-unter-Wasser verkneifen können... Phantastische Stimmung! Und echt lustig, dass du da immer oben schwimmst!!!!! Über mir irgendwann das Abendrot und der Sternenhimmel. Das war schön.

Und das Militär dort, ich könnt ja kotzen. Überall. Es muss sein - so meine Meinung, sonst würde dort Schlimmeres passieren. Aber es ist traurig. Yerusalem wirkte sehr angespannt und dies hat mir persönlich den Reiz genommen. Schade. Es waren zum Teil schöne Erlebnisse dort in Israel.

Tja, das war meine 1. Reise ins Land des von GOTT auserwählten Volkes.

Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen als ich den Jordan wieder Richtung Osten überquerte.

Teil 1

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ein guter Freund ist gerade auf dem Landweg von Deutschland nach Israel unterwegs und wird in ein paar wochen ähnliches, oder auch gegensätzliches berichten können. Schaut doch mal bei www.selutin.de vorbei.