Mittwoch, 1. Februar 2006

Marokko: Ärger über Besuch Zapateros in spanischen Exklaven Ceuta und Melilla


Spaniens Ministerpräsident José Luis Zapatero hat gestern als erster spanischer Regierungschef seit 25 Jahren die spanischen Exklaven Ceuta (arabisch: Sebta) und Melilla besucht. In der marokkanischen Presse stieß die Visite in den aus ihrer Sicht widerrechtlich besetzten marokkanischen Städten auf Kritik und Unverständnis.
Die französisch-sprachige Zeitung "Le Matin du Sahara et du Maghreb" etwa nannte den Besuch Zapateros "unangebracht, provokant und zum Nachteil der Morokkaner" und kritisierte, "dies ist das erste Mal, dass der Besuch eines spanischen Premierministers unilateral angekündigt wurde, wodurch Marokko und die internationale Gemeinschaft vor vollendete Tatsachen gestellt wurden." Zudem erinnerte das in Casablanca ansässige Blatt daran, dass bislang weder Spaniens König Juan Carlos, noch Kronprinz Felipe, Ceuta und Melilla besucht haben und selbst der konservative Vorgänger Zapateros, José Maria Aznar, unter dem die spanisch-marokanischen Beziehungen fast einen "toten Punkt" erreicht hatten, von einem Besuch in den Exklaven am Mittelmeer abgesehen hatte.
Die arabisch-sprachige Tageszeitung "Al-Ittihad Al-Ichtiraki" erklärt, "der Besuch bringt unseren Freund Zapatero in Widerspruch mit der Politik der guten Nachbarschaft und des gegenseitigen Vertrauens." Das Blatt, Zentralorgan der führenden marokkanischen Partei USFP, fordert zudem der spanische Ministerpräsident solle für "eine Beendigung des Kolonialismus und nicht für seine Unterstützung" sorgen.
Die beiden Städte, aus spanischer Sicht Exklaven, für Marokkaner Enklaven auf ihrem Staatsgebiet, waren seit ihrer Eroberung durch Spanier bzw. Portugiesen im 15.Jahrhundert stets Mittelpunkt von Streitigkeiten zwischen Marokkanern und Spanier, die Ceuta im 17.Jahrhundert von den Portugiesen geerbt hatten. An der nordmarokkanischen Küste gelegen, sind Melilla und Ceuta die südlichsten Vorposten der Europäischen Union und daher immer wieder Ziel von Flüchtlingen. In jedem Jahr verlieren dutzende Migranten, mehrheitlich aus dem subsaharischen Afrika, bei dem Versuch die mit Stacheldrahtzaünen und Mauern gesicherten Gebiete zu erreichen.

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