Montag, 13. Februar 2006

Jumblatt klagt Hizbollah an, Iran zu dienen

Der Führer der drusischen Minderheit im Libanon und Parlamentsmitglied Walid Jumblatt attackierte am Sonntag die schiitische Hizbollah, indem er sie als "bewaffnete Gruppe" bezeichnete, die den "gesetzlosen Süden kontrolliert und den Interessen der Islamischen Republik Iran dient". Nachdem Jumblatt bereits vergangene Woche die Hizbollah als "Miliz" bezeichnet hatte, sprach er nun in Mukhtara, Jumblatts Domizil im drusisch dominierten Shuf-Gebirge, vor Besuchern von einer "geteilten Loyalität" im Libanon. Dem Land stehe ein großer Konflikt bevor.
Er fügte hinzu, dass die Macht der Hizbollah sich aus den finanziellen Zuwendungen in der Höhe von 300 bis 400 Millionen Dollars des Iran schöpfe und somit einen Staat im Staat schaffen könne.
Wieder einmal betonte Jumblatt, dass die Shebaa-Farmen nicht libanesisches, sondern syrisches Territorium seien und dass Syrien auf Landkarten den Grenzverlauf zugunsten des Libanon verändert habe, um den Widerstand der Hizbollah gegen die israelische Besetzung vermeintlich libanesischer Territorien legitimieren zu können. Der Libanon sei weiterhin "eine Geisel syrischer und iranischer Habgier".
In diesem Zusammenhang präsentierte Jumblatt eine Landkarte der libanesischen Armee aus dem Jahre 1962, die aus seiner Sicht deutlich zeige, dass die Shebaa-Farmen sich ausserhalb der libanesischen Grenzen befinden. Des Weiteren behauptete Jumblatt, dass der ehemalige libanesische Sicherheitschef Jamil Sayyed ihm 2001 eine Karte gegeben hätte, auf der Veränderungen gegenüber der ursprünglichen Karte vollzogen worden seien. Erst auf der bearbeiteten Karte seien die Shebaa-Farmen dem libanesischen Staatsgebiet hinzugefügt worden.
Sayyed wird vorgeworfen, mit drei weiteren ehemaligen Sicherheitschefs den Mord am ehemaligen Premier Minister Rafiq Hariri geplant und mit ausgeführt zu haben. Momentan erwarten sie ihr Gerichtsverfahren.
Drusenführer Jumblatt erklärte die vermeintlichen Änderungen am Grenzverlauf folgendermaßen: "Syrien und Iran konnten ihren Einfluss im Libanon durch den Fortbestand der wichtigen Rolle der Hizbollah ausbauen."
Überdies fuhr Jumblatt fort, dass Hariri "von der gefälschten Karte von 2001 nicht
überzeugt war" und dies einer der Gründe sei, warum Hariri ermordet wurde.

Gegenüber der Beiruter Tageszeitung "The Daily Star" erwähnten dem Premier Minister Fouad Siniora nahe stehenden Quellen, dass der Premier die Landkarten, von denen Jumblatt sprach, nicht gesehen habe und dass die Karten erst sorgfältig untersucht werden müssen. Siniora hat in der Vergangenheit bei zahlreichen Anlässen verlauten lassen, dass die Shebaa-Farmen libanesisches Staatsgebiet seien.
Aussenminister Fawzi Salloukh, der den schiitischen Parteien Hizbollah und Amal freundlich gesinnt ist, bestätigte Sinioras Aussagen, indem er die Shebaa-Farmen als "libanesische Territorien unter israelischer Besatzung bezeichneten".