Samstag, 31. Dezember 2011

Kommentierte Materialsammlung: 10 Jahre 11. September - Teil 1

Liebe Alsharq-Leser,
2011 war auch für uns ein ganz besonderes Jahr. So wie die ganze Welt hat sich auch unser Blick auf die Region, die wir seit Jahren zu beschreiben und näherbringen suchen, verändert. Der Arabische Frühling, der nun bereits über ein Jahr Beobachter und Protagonisten in Atem hält, scheint wie eine Zeitenwende einen neuen Abschnitt einzuleiten. Umso lohnender ist daher ein Blick zurück auf das erste Jahrzehnt dieses Jahrtausends, das ganz unter dem Einfluss der Anschläge des 11. September 2001 und deren mannigfaltigen Auswirkungen stand.Vor genau einem Jahr verfassten die Macher dieses Blogs im Auftrag des Goethe-Instituts eine Studie anlässlich des 10-jährigen Jahrestages des 11. September. Diese kommentierte Materialsammlung war auch der erste Schritt zur Weiterwentwicklung des Blogs, die auch im neuen Jahr 2012 sichtbar werden wird: Neben dem Blog werden "Alsharq Reisen" und "Alsharq Analyse" auf unserer Seite einen prominenten Platz einnehmen.


Zur Einstimmung und Rückbesinnung veröffentlichen wir in den kommenden Tagen in mehreren Teilen unsere Studie "10 Jahre nach dem 11. September". Das Alsharq-Team wünscht seinen Lesern einen guten Start und ein erfolgreiches Jahr 2012!

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Winter in Damaskus - Eindrücke aus Gesprächen mit Syrern

Abū Ḥasan (Pseudonym) schickt uns einen neuen Bericht über Meinungen von Syrerinnen und Syrern zur politischen Situation. Der Artikel ist eine Fortsetzung des Beitrags "Herbst in Damaskus".

Als ich nach Syrien wieder einreiste, war ich - vom Zeitpunkt an, wo das Flugzeug seine endgültige Parkposition erreicht hatte -innerhalb von 20 min außerhalb des Terminalgebäudes mit Gepäck und einem neuen Einreisestempel. Die Einreise war unkompliziert. Wohl auch, weil ich inzwischen mit Adresse und allem gespeichert bin. Ich reichte ihm auch die blaue Einreisepappkarte hin, die ich in Ermangelung eines bequem erreichbaren Stiftes gar nicht erst ausgefüllt hatte - er stempelte sie trotzdem ab und sah dann erst, dass sie völlig leer war.

Samstag, 24. Dezember 2011

Frohe Weihnachten!

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern frohe und besinnliche Weihnachten und schöne Feiertage! Passend dazu ein musikalischer Gruß von Fairuz!

Anschläge in Damaskus - Die nächste Eskalationsstufe

Einen Tag nach dem Doppelanschlag auf zwei Einrichtungen des syrischen Geheimdienstes und der staatlichen Sicherheitskräfte in Damaskus, bei denen laut offiziellen Angaben 44 Menschen getötet und mehr als 160 weitere verletzt wurden, ist noch vollkommen offen wer hinter der Tat steckt. Klar scheint hingegen, dass das Attentat im Stadtteil Kfar Sousa dem angeschlagenen Regime in die Hände spielt, denn es fügt sich in dessen Lesart, die besagt, dass in Syrien kein Volksaufstand sondern eine islamistische Terrorserie tobt.

Keine Stunde war nach den Explosionen am Freitag Vormittag vergangen, da verkündeten staatliche Medien, das Terrornetzwerk al-Qaida würde hinter den Anschlägen stecken. Wenig später flimmerten grausame Bilder über die syrischen Fernsehbildschirme: Verstümmelte Körper, verkohlte Leichen, abgetrennte Gliedmaßen. Wohl mit Bedacht hatten die Verantwortlichen die Tatorte und die Opfer der Autobombenanschläge solange unangetastet gelassen, bis die staatlichen TV-Sender – und nur die dürfen ungehindert aus Syrien berichten – ihre Bilder im Kasten hatten. Nach bisherigen Anschlägen in Damaskus hatten sich die syrischen Medien in der Vergangenheit deutluch zurückhaltender gezeigt.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Israelische Siedler im Westjordanland: Gewalt mit System?

Die Gewalt extremistischer Siedler im Westjordanland zwingt die Regierung Netanjahu zum Handeln. Doch der Premier scheut den Begriff Terror. Kein Wunder, schließlich bereitet die Politik den Nährboden für die radikale »Hilltop Youth«. Aus Ost-Jerusalem berichtet Anne-Sophie Reichert

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Politische Krise im Irak – Malikis Machtspiele

Wenige Tage nach dem Abzug der letzten US-Kampftruppen aus dem Irak holt Regierungschef Nuri al-Maliki zum Schlag gegen politische Konkurrenten aus. Mit fragwürdigen Methoden will er seine sunnitischen Rivalen diskreditieren und gefährdet damit die Zukunft des Landes.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Der Fall Razan Ghazzawi: Assads Angst vor der Macht des Wortes

Etwa 5000 Zivilisten sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen seit Ausbruch der Proteste gegen das Regime in Syrien im März ums Leben gekommen, die Regierung in Damaskus spricht zudem von über 1000 getöteten Sicherheitskräften. Angesichts dieser Zahlen scheint das Schicksal der syrischen Bloggerin und Oppositionsaktivisten Razan Ghazzawi beinahe unbedeutend. Dennoch steht es exemplarisch für die Angst des Assad-Regimes vor der Macht des Wortes, die es fast stärker zu fürchten scheint als die Sanktionen des Westens und der Arabischen Liga. Denn seit Anfang Dezember sitzt die 31-Jährige in einem syrischen Gefängnis. Sie war auf dem Weg zu einem Workshop für arabische Menschenrechtler in Jordanien, als sie an der Grenze festgenommen wurde.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Alsharq-Reise in den Libanon 2012

Liebe Leserinnen und Leser,

 neben unserer Reise nach Israel und Palästina bieten wir im kommenden Jahr auch wieder eine Alsharq-Reise in den Libanon an. Vom 31.Mai bis 10.Juni 2012 wollen wir allen Interessierten Kultur, Politik und Natur des Zedernstaates näherbringen.

 Hier findet Ihr den detaillierten Reiseverlaufsentwurf, eine Leistungsbeschreibung sowie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

Hier könnt ihr euch einige Impressionen unserer ersten beiden Alsharq-Reisen in den Libanon ansehen.



Sonntag, 11. Dezember 2011

Herbst in Damaskus – Bericht aus einem alltäglichen Leben in der syrischen Hauptstadt

Abū Ḥasan (Pseudonym) schickt uns einen neuen Bericht über die Athmosphäre in der syrischen Hauptstadt. Der Artikel ist eine Fortsetzung des Beitrages "Frühling in Damaskus".

Ich möchte die wenigen Tage außerhalb der syrischen Staats- und Internetgrenzen nutzen, um einige Eindrücke aus Syrien zu senden. Mitte Oktober bin ich aus dem Libanon mit dem Taxi nach Damaskus gereist. Die Einreise dauerte keine 2 Minuten. Was mich beeindruckte, war, dass der Passbeamte noch nicht mal meinen Pass auf (wohl israelische) Stempel durchblätterte. Es wurde nur meine Adresse und meine Daten aufgenommen, und schon donnerte der Stempel in meinen Pass.

Ich war keine 15 Minuten in Damaskus angekommen, da hatte ich mich schon mit jemanden am Bāb-Tūmā-Platz verabredet und stiefelte – wie immer – etwas verspätet los. Als ich mich dem Platz um einige Gassen näherte, da standen „Jungs“ lässig auf der Straße herrum, an Autos oder Häuserwände gelehnt, und verboten uns den Durchgang. Das Wort „mamnūʿ“ (=verboten) ist ja auch eines dieser Fachausdrücke in dieser Region. Wenn etwas „mamnūʿ“ ist, dann ist es halt „mamnūʿ“ – dann wird da nicht mehr herrumdiskutiert. Es ist „verboten“; und der Bürger (=ich) fühlt sich dann wie ein entmündigtes Kind und akzeptiert kleinlaut, dass es „mamnūʿ“ ist! Warum? Nee, das wird nicht gefragt. Denken ist nicht erwünscht.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Die irakische Syrienpolitik – Stabilität statt Revolution

Seit acht Monaten versuchen die syrischen Sicherheitskräfte die Massenproteste gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad zu zerschlagen – ohne Erfolg. Während das repressive Vorgehen des Regimes eine Gewaltspirale auslöst, wird es für das Ausland immer schwieriger, eine Parteinahme in dem Konflikt zu vermeiden. Im vergangenen Monat hat sich schließlich auch die Arabische Liga gegen Assad gestellt. Als letzter der großen Nachbarn hält jetzt nur noch der Irak an seiner Neutralität fest. In Bagdad sieht man dafür gute Gründe. Ein Beitrag von Hauke Feickert

Montag, 5. Dezember 2011

Regierungskrise im Libanon: Der gute Zweck ist Definitionssache

Der libanesische Premierminister überweist 32 Millionen Dollar für ein Tribunal, das Hizbollah-Mitglieder verfolgt – und rettet der Hizbollah so die Macht. Geschichte eines kuriosen Kuhhandels.

Freitag, 2. Dezember 2011

Alsharq-Reise nach Israel und Palästina 2012

Liebe Leserinnen und Leser,

hinter uns liegen zwei intensive, von eindrücklichen Begegnungen und Erlebnissen geprägte politische Studienreisen in den Libanon sowie nach Israel und Palästina, die im April beziehungsweise September dieses Jahres stattfanden. Hier findet Ihr einige kommentierte visuelle Eindrücke von der Reise nach Israel und Palästina.



Auch 2012 möchten wir Nahostexpertinnen und -experten von Alsharq, dem Nachrichten- und Analyseportal sowie Reiseveranstalter zum Nahen Osten, Euch diese faszinierende und sich gegenwärtig rasant verändernde Region mit politischen Studienreisen nach Israel und Palästina (19.4.-2.5.), in den Libanon (31.5.-10.6.), und nach Ägypten (5.-15.10.) näher bringen.

Unsere erste Reise 2012 führt nach Israel und Palästina. Hier findet Ihr den detaillierten Reiseverlaufsentwurf, eine Leistungsbeschreibung sowie die AGBs.

Zur Grundidee der Reise:

Täglich sind wir durch Nachrichten und Bilder mit dem Nahostkonflikt konfrontiert. Trotz einer breiten Medienberichterstattung ist das Wissen um Hintergründe und Geschichte des Konfliktes zwischen den Israelis und Palästinensern jedoch häufig nur gering und besteht nicht selten aus vereinfachten und polarisierenden Meinungsbildern.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Religiöse Minderheiten in Syrien: Das Gespenst des syrischen Bürgerkriegs

Die Gewaltspirale von Aufstand und Unterdrückung in Syrien droht auch entlang konfessioneller Linien ausgetragen zu werden. Doch was steht für Alawiten, Christen und Drusen genau auf dem Spiel? Von Natalia Gorzawski und Christoph Sydow

Mittwoch, 30. November 2011

Revolution belebt das Geschäft - Der Wandel in der arabischen Gesellschaft lässt die Medienlandschaft nicht unberührt

Ein Beitrag von Stefanie Groth.

Seit Jahren bestimmen die Satellitensender Al Jazeera und Al Arabiya die arabische Nachrichtenlandschaft. Nun kündigt sich von mehreren Seiten Konkurrenz an.

 Einer, der in Zukunft in der arabischen Medienlandschaft mitmischen möchte, ist der saudiarabische Investor und Milliardär Prinz Waleed bin Talal Al Saud, Mitglied der saudischen Königsfamilie. Er kündigte am 13. September diesen Jahres auf einer Pressekonferenz in Riyadh die Gründung des Senders Alarab als unabhängiges Unternehmen der Rotana Media Group und der Kingdom Holding Company an. Deren Eigentümer ist Waleed selbst, womit Alarab zu seinem Privatunternehmen wird. Der Sender, so Waleed, richte sich als internationaler 24h-Nachrichtensender an das arabisch-sprachige Publikum weltweit. Als mögliche Standorte werden bisher Manama, Doha, Dubai, Abu Dhabi und Beirut gehandelt. Alarab werde über aktuelle Entwicklungen weltweit berichten, mit besonderem Fokus auf politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen in Saudi Arabien und der arabischen Welt. Unterstützung soll dabei der Nachrichten- und Informationsdienstleister Bloomberg LP leisten, mit der Bereitstellung von fünf Stunden des täglichen Finanz- und Wirtschaftsnachrichten-Programms. Ob Alarab tatsächlich 2012 auf Sendung gehen wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Dienstag, 29. November 2011

Willkommen im größeren Gefängnis

Wie es dazu kam, dass We'am 17 Jahre vor Haftende entlassen wurde und in den Golan zurückkehrte. Ein Gastbeitrag von Mona Serdani.

Donnerstag, 24. November 2011

Interview mit tunesischer Menschenrechtsaktivistin Fidé Hamami: "Unsere Revolution ist nicht in Gefahr"

Zehn Monate sind seit dem Sturz des tunesischen Diktators Zine el-Abedine Ben Ali vergangen. Zeit für eine erste Bilanz. Wir haben deshalb die Aktivistin Fidé Hamami von der "Tunesischen Liga für die Verteidigung der Menschenrechte" interviewt, die unlängst in Berlin zu Gast war. Die Fragen stellte Christoph Dinkelaker. 


Alsharq: Infolge der Selbstverbrennung des Straßenverkäufers Mohammad Bouazizi brachen am 17. Dezember 2010 Massenproteste und Unruhen in Tunesien, die laut manchem Experten den gesamten „Arabischen Frühling“ auslösten. Weniger als vier Wochen später war eines der vermeintlich stabilsten autoritären Regime der Region gestürzt. Wie konnte sich solch eine enorme revolutionäre Energie innerhalb so kurzer Zeit entfalten?

Fidé Hamami: Es stimmt, dass der schmerzvolle öffentliche Selbstmord Mohammad Bouazizis den unmittelbaren Auslöser für die Tunesische Revolution und vielleicht für den gesamten „Arabischen Frühlling“ darstellte. Jedoch gab es andere Elemente, die den revolutionären Funken befeuerten und schließlich das Regime verbrannten:

Mittwoch, 23. November 2011

Proteste in Kairo: Wahl und Kampf in Ägypten

Es ist kein Zufall, dass die massiven Proteste kurz vor den Parlamentswahlen einsetzen. Hinter den Demonstrationen steckt auch die Angst, dass die Wahlen nicht zu einem repräsentativen Ergebnis führen werden. Aus Kairo berichtet Sarah Wessel

Dienstag, 22. November 2011

“Der Monat Muharram könnte dieses Jahr schlimm werden.” – Interview mit einem bahrainischen Aktivisten

Von Lea Frehse

Seit dem 14. Februar, als Hunderttausende Bahrainer auf dem zentralen Perlen-Platz in der Hauptstadt Manama für größere politische Freiheiten auf die Straße gingen, dauern die Anti-Regierungsproteste im Inselstaat an. Das von der Königsfamilie Al Khalifa angeführte Regime hat die Demonstrationen gewaltsam niederschlagen lassen in dem Bemühen die Opposition zum Schweigen zu bringen. Mehr als 40 Menschen sind der Gewalt von Polizei und Militär bereits zum Opfer gefallen, Tausende wurden festgenommen und gefoltert. Der König sah sich angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks gezwungen eine Kommission zur Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen einzusetzen. Die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse ist für den 23. November angekündigt. 

Angesichts der Repressionen mussten viele der Aktivisten bereits aus Bahrain fliehen. Alsharq traf einen von ihnen im Exil in Großbritannien, mit dem wir in den letzten Monaten regelmäßig in Kontakt standen. Im Interview berichtet er von anhaltenden Protesten in Bahrain, erklärt, was er von den Untersuchungsergebnissen der Kommission erwartet und wie er die Zukunft der Protestbewegung einschätzt.

Wie würdest Du die Geschehnisse in Bahrain seit Beginn dieses Jahres mit Deinen eigenen Worten zusammenfassen?   

Donnerstag, 17. November 2011

Proteste in Kuwait: Der Scheich trügt

Kuwait ist stolz auf sein Parlament. Kaum ein Landesportrait von offizieller Stelle kommt ohne den Verweis aus, dass bereits 1963, nur wenige Monate nach der Unabhängigkeit, die erste vom Volk gewählte Nationalversammlung zusammentrat und Kuwait damit als erster Golfstaat demokratische Strukturen schuf.

Im Volk sind die Parlamentarier dagegen derzeit weniger gut gelitten. Am Mittwoch Abend versammelten sich zunächst mehrere hundert Demonstranten auf dem Erada-Platz vor dem Parlament in Kuwait-Stadt. Später stürmten dutzende das Parlamentsgebäude um den Sturz des Regierungschefs und die Auflösung der Nationalversammlung zu fordern. Bei den Unruhen wurden mehrere Menschen verletzt. In der Geschichte des kleinen Golfstaats ein unerhörter Vorgang.

Mittwoch, 16. November 2011

Interview zu Christen in Ägypten: »Der Armeerat hat den koptischen Protest eskalieren lassen«

Ein Jugendaktivist, ein Politikwissenschaftler und ein koptischer Journalist im Gespräch mit Alsharq über den »Blutsonntag« von Maspero, den Charakter des Konfessionalismus in Ägypten – und wie er überwunden werden kann. Interview: Robert Chatterjee und Marian Brehmer

Samstag, 12. November 2011

Oppositionelle in den Emiraten: Fünf gegen Sieben

Wir befinden uns im Jahr 2011. Die ganze Arabische Welt wird von Aufstandsbewegungen gegen die autokratischen Regime erschüttert...Die ganze Arabische Welt? Nein! Sieben kleine Golfemirate wollen von Demokratie und Menschenrechten nichts wissen, sind unbeeindruckt von der Welle des Wandels und leben glücklich und zufrieden in unerschöpflichem Wohlstand.

 So ähnlich stellt sich die aktuelle Lage aus Sicht der Herrscherfamilien in den Vereinigten Arabischen Emiraten dar. Das Schicksal von fünf inhaftierten Bloggern und Aktivisten zeigt jedoch, dass dieses Bild trügt. Sie wollen ab Sonntag in den Hungerstreik treten, um ihre Freilassung zu erzwingen und eine Einstellung der gegen sie anhängigen Verfahren zu erreichen.

Mittwoch, 9. November 2011

The Sahel after the fall of the »Brother Leader«: Qadhafi`s legacy haunts Niger


Ein Gastbeitrag von Alex Thurston

Colonel Muammar Qadhafi is dead, but his friendships with Libya’s southern neighbors continue to complicate Sahelian politics. Niger in particular has keenly felt the impact of Libya’s civil war. 

Dienstag, 8. November 2011

Golfstaaten schmieden Allianz mit Jordanien und Marokko

Der Arabische Frühling wird die geostrategische Landkarte des Nahen- und Mittleren Ostens nachhaltig verändern. Noch lassen sich die neuen Machtverhältnisse und zukünftige strategische Bündnisse der Region nicht klar bestimmen, insbesondere weil die außenpolitische Orientierung der nach-revolutionären Regime in Tunis, Kairo und Tripolis gegenwärtig schwer einzuschätzen ist. In Syrien und im Jemen drohen sogar dauerhafte Bürgerkriege, die sich destabilisierend auf ihr jeweiliges regionales Umfeld auswirken. Auf der anderen Seite zeichnet sich bereits seit Mai 2011 eine sicherheitspolitische und ökonomische Allianz der arabischen Monarchien ab, die sich außenpolitisch als Gegengewicht zum Iran formiert und im Inneren der Eindämmung der Reform- und Revolutionsbewegung dient.

Donnerstag, 3. November 2011

Die Syrische Revolution und der Golan: Revolte im besetzten Land

Aus Majdal Schams berichtet Mai-Britt Wulff

Abseits des seit März tobenden Aufstand in Syrien findet in Majdal Schams ebenfalls ein kleiner Aufruhr statt. Die syrisch-drusische Minderheit auf den besetzen Golanhöhen scheint sich über den Volksaufstand in zwei Lager zu spalten.

Mittwoch, 2. November 2011

Freiheitskampf in Syrien - Wie auch die Regierung eigentlich nur für Freiheit kämpft

Ein Gastbeitrag von Ansar Jasim

Jahrelang konnte sich das syrische Regime gegen die Einmischung des imperialistischen Westens schützen. Als fast einziges Land der Region hat es sich nicht durch Kredite von der Weltbank oder dem IWF an den Westen verkauft. Doch der Imperialismus, der Amerikanismus und der feindliche Zionismus haben Syrien seit seiner Unabhängigkeit in den Schoß ihrer Einflusszone holen wollen. Die besten Beispiele dafür, dass die westlichen Mächte ihre Hegemonie auf Syrien ausweiten wollen, sind die Annektierung des Golan seitens Israels und die amerikanische Besatzung des Iraks. Nachdem der Plan der USA nicht aufgegangen ist, dass mit der angeblichen Befreiung des Irak auch Syrien aufgeben und sich dem imperialistischen Feind ergeben würde, haben im April diesen Jahres mit den Angriffen bewaffneter Banden die Aktionen der USA und Israels zur Bekämpfung der syrischen Unabhängigkeit begonnen. 

So in etwa liest sich das Narrativ der syrischen Regierung seit März diesen Jahres, als Demonstrationen für den Sturz des Regimes in der Provinz Daraa beginnen. Für den ausländischen Betrachter scheinen diese Argumentation und der Versuch der Diskreditierung der syrischen Proteste lächerlich zu wirken. Dass sie das in der Realität nicht sind, sondern sich darin im Gegenteil die ideologische Überzeugung und somit auch das politische Handeln des Regimes widerspiegeln und erklären lassen, zeigt ein Blick auf den Ursprung der Baath-Partei.

Dienstag, 1. November 2011

Essam Atta & Alaa Abdel Fatah – Ägyptens Polizei foltert weiter, das Militär sperrt ein

Die beiden Bilder gleichen sich aufs Schrecklichste: Zwei junge Männer, tot, gefoltert. Das eine Foto zeigt Khaled Said, einen 28-Jährigen aus Alexandria, der im Juni vergangenen Jahres von zwei Polizisten zu Tode geprügelt wurde. Das Bild seines geschundenen Körpers verbreitete sich in Windeseile im Internet, Khaled Said wurde zu einer Ikone der Ägyptischen Revolution.

 Jetzt, knapp anderthalb Jahre später und acht Monate nach dem Sturz Husni Mubaraks, der den Wandel an den Nil bringen sollte, erschüttert ein neues Foto eines von Polizisten misshandelten und getöteten Ägypters die ägyptische Gesellschaft. Zu sehen ist Essam Atta, ein 24 Jahre alter Mann aus Kairo, der in der vergangenen Woche im berüchtigten Torah-Gefängnis starb. Seine Familie, Menschenrechtsgruppen und Mithäftlinge erklären, dass der Gefangene von Wärtern zu Tode gefoltert wurde.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Eine Wahl wie jede andere? Tunesien nach dem 26. Oktober 2011

Ein Beitrag von Johanne Kübler
Nach dem Triumph der langen Schlangen am Wahlsonntag, gibt sich ein Teil der Bevölkerung bei der Verkündung des partiellen Wahlergebnisses verschnupft. Zwar hatten mehrere Umfragen ein hohes Ergebnis der moderat-islamistischen Partei Nahda vorhergesagt, aber viele hatten wohl an ein Wunder geglaubt. Schon denken Einige laut darüber nach, wieder demonstrieren zu gehen, während Andere Lehren für die nächsten Wahlen ziehen.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Der Fall Hussein Ghrer - Wie Syriens Regime kritische Blogger verschwinden lässt

Hussein Ghrer ist ein Blogger aus Syrien. Seit vergangenem Montag ist er spurlos verschwunden, höchstwahrscheinlich entführt vom syrischen Geheimdienst. „Ich werde um 12 Uhr wieder zuhause sein“, waren die letzten Worte, die seine Frau per Telefon von ihm hörte. Seither fehlt von Hussein jede Spur, sein Auto ist wie vom Erdboden verschluckt, ans Handy geht er nicht. Alles spricht dafür, dass Hussein seit dem letzten Freitag einer der tausenden Oppositionellen ist, die vom Regime eingekerkert und gefoltert werden.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Israels Gretchenfrage

Über die israelische Armee ranken sich gerade hierzulande Mythen. Nun kommen die Soldaten erstmals selbst zu Wort – David Ranan hat es mit seinen Interviews geschafft, eines der momentan wichtigsten Bücher über Israel zu veröffentlichen, das durch die Causa Shalit aktueller ist denn je.

Montag, 24. Oktober 2011

Die Regierung Netanyahu nach dem Gefangenenaustausch mit der Hamas

Ein Beitrag von Amina Nolte

Im Sommer 2006 ist er als Sohn der Familie Schalit an der Grenze zum Gazastreifen entführt worden, vor sechs Tagen nun ist er als Sohn der ganzen Nation zurückgekehrt: der Soldat Gilad Schalit ist im Rahmen eines vereinbarten Gefangenenaustausches zwischen Israel und der Hamas am Dienstag nach fünf Jahren und fünf Monaten in seine Heimat zurückgekommen.

 Das Bild des blassen, ausgemergelten Gilad, tapfer lächelnd, die Hand zum militärischen Gruß erhoben, ist um die Welt gegangen. Doch mit seiner Rückkehr nach Israel war gleichzeitig auch die Freilassung von 1027 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen verbunden.

 Gilads sehnlich erwartete Zusammenführung mit seiner Familie – sie fand in diesem Umstand ihre vielfache Entsprechung in der Westbank und in Gaza, wo palästinensische Familien und Freunde ihre Angehörigen und Liebsten feiernd in Empfang nahmen.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Buchvorstellung "Die Entzauberung des Ostens"

Von Behrang Samsami

Warum reist ein erfolgreicher deutschsprachiger Schriftsteller wie Hermann Hesse 1911 nach Südostasien? Warum lässt sich ein wenig bekannter Expressionist namens Armin T. Wegner im Ersten Weltkrieg als Sanitäter ins Osmanische Reich versetzen? Und wie kommt 1933 die Schweizer Industriellentochter und Autorin Annemarie Schwarzenbach dazu, sechs Monate lang den gesamten Vorderen Orient zu bereisen? Was treibt alle drei dazu an, ihre Heimat und Familie zu verlassen und entbehrungsreiche und langwierige Reisen in eine ihnen unbekannte Region der Welt auf sich zu nehmen? – Es ist, kurz gesagt, der große „Zauber des Orients“, der von ihnen Besitz ergriffen hat.

Montag, 17. Oktober 2011

Wo kommst du her - Ein Versuch, sich in Ägypten zu integrieren

Ein Gastbeitrag aus Kairo von Amir Heinitz 

“Wo kommst Du her? Bist Du Ägypter?” „Aus el-Minya“ lächele ich bestimmt. „Ja, er kommt aus el-Minya. Sieht genau so aus, wie ich. Schau!“ Sami und ich fangen beide an zu lachen, und der Bekannte von Sami schaut verwirrt. „Nein, nein, ein Scherz, ich komme aus Almanya.“ Aus Deutschland. „Aber woher das Arabisch? Hast Du an der Amerikanischen Universität gelernt?“ Ich winke ab. „Nein, hier auf der Straße, Sharia Tahrir. Und Sami ist mein Lehrer.“ Ein grosses Lachen folgt, Sami freut sich über das Kompliment. Sami ist so alt wie ich. Kommt aus el-Minya, einer Stadt am Nil im Süden des Landes, und er arbeitet so lange in dem Kiosk gegenüber meines Balkons, wie ich dort wohne.

 Das sind die guten Tage. Ein gelungener Scherz auf Arabisch, die Leute lachen mit einem, behandeln einen, als gehöre man dazu. Ich bin nicht mehr nur noch der Weiße, der Mann mit dem Geld, der Glückliche, der aus der reichen Welt stammt. Wir lachen zusammen, wir scherzen, wir erklären das eine und das andere, noch eine Zigarette, hier, willst Du was zu essen haben? Iss was!

Sonntag, 16. Oktober 2011

Bandenkämpfe bei Baalbek

Von Björn Zimprich

Der gewaltsame Tod zweier Menschen am vergangenen Donnerstag wirft ein Schlaglicht auf die Bandenkämpfe zwischen rivalisierenden Familienclans im Bekaa-Tal. Bei einer Schießerei zwischen Angehörigen des Jaafar- und des Rifai-Clans wurde unter anderem ein zehn Jahre altes Kind von einem Querschläger tödlich getroffen. Auslöser der Auseinandersetzung soll laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA ein Entführungsversuch eines Mitglieds der Rifai durch Angehörige der Jaafar gewesen sein. Libanesische Sicherheitskräfte drangen daraufhin in das Gebiet vor und unterbanden weitere Kämpfe.

Samstag, 15. Oktober 2011

Der "iranische Terrorplot" in der arabischen Presse: "Man riecht den Krieg"

Eine Presseschau von Christoph Sydow und Björn Zimprich

In der vergangenen Woche machten der amerikanische Justizminister Eric Holder und das FBI Details eines angeblich vom Iran geplanten Attentats auf Adel al-Jubeir, den saudischen Botschafter in den USA, öffentlich. Mansour Arbabsiar, ein mittlerweile inhaftierter Iraner mit amerikanischem Pass, habe gemeinsam mit Gholam Shakuri, einem Mitglied der iranischen Quds-Brigaden, den Anschlag geplant und dafür die Unterstützung eines mexikanischen Drogenkartells gesucht, so die Anklage. "Teile der iranischen Regierung" seien an der Planung beteiligt gewesen.

 Mittlerweile häufen sich auch in der amerikanischen Presse kritische Stimmen, die Zweifel an der Stichhaltigkeit der Vorwürfe anmelden. Zu dilletantisch erscheint ihnen das Vorgehen der angeblichen Verschwörer.

 Auch in den arabischen Zeitungen wird die Darstellung der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden infrage gestellt. Kritiker sehen in der Anklage den Vorwand für einen bevorstehenden Krieg gegen das Regime in Teheran. Die saudische Presse hingegen tobt vor Wut auf die Iraner und will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

 "Wir wissen, dass der Iran nicht die Schweiz ist. Aber ganz sicher sind die Vereinigten Staaten von Amerika auch nicht die Mutter Theresa." Mit dieser Gegenüberstellung leitet Abdel Bari Atwan seinen Kommentar in der in London erscheinenden al-Quds al-Arabi ein.

Freitag, 14. Oktober 2011

Die kurdische Aufstandsbewegung in Syrien nach der Ermordung Meshaal Tammos

Ein Beitrag von Natalia Gorzawski.

Mit Meshaal Tammo wurde am Freitag vergangener Woche einer der bekanntesten und bedeutendsten kurdischen Oppositions-Politiker Syriens von Milizionären des Assad-Regimes getötet. Mit dem Tod der Symbolfigur könnten der kurdische Aufstand, aber auch die landesweite Protestbewegung langfristig eine neue Dynamik erhalten. Obwohl es in den vergangenen Monaten Demonstrationen in und um Qamishli, der größten Stadt im syrischen Teil Kurdistans gab, hat der Protest der größten ethnischen Minderheit Syriens bisher keineswegs seine volle Stärke gezeigt. Zu zurückhaltend waren die Reaktionen vieler kurdischer Oppositionsführer auf den landesweiten Protest, zu gering die Anzahl der Demonstranten.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas – Hintergründe und Folgen

Von Christoph Sydow und Christoph Dinkelaker

Seit fast 2000 Tagen befindet sich Gilad Shalit in der Gefangenschaft der Hamas. Über fünf Jahre nach seiner Entführung im Juni 2006 während einer Patrouillenfahrt nahe des Gazastreifens haben sich Israel und die Hamas auf die Freilassung des Soldaten im Austausch gegen 1027 in israelischen Gefängnissen einsitzende palästinensische Häftlinge verständigt. Wieso wurde gerade jetzt der Durchbruch erreicht und welche Folgen hat die Einigung für die regionalen Akteure?

Dienstag, 11. Oktober 2011

Ägyptens Presse zu den Unruhen in Kairo: "Sind wir in die Falle des Konfessionalismus getappt?"

Zwei Tage nach den blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten, der Armee und in Zivil gekleideten Schlägertrupps in Kairo, sind die Ereignisse nach wie vor das dominierende Thema in den ägyptischen Zeitungen. Einigkeit herrscht weitgehend darüber, dass die Straßenschlachten, bei denen nach jüngsten Angaben mehr als 24 Menschen getötet wurden und mehr als 150 verletzt wurden, zu verurteilen sind.

 Doch schon bei der Beschreibung der Ereignisse vom Sonntag Abend offenbart sich die Kluft zwischen der staatlichen, armee-freundlichen Presse auf der einen, und den unabhängigen, oppositionellen Blätter auf der anderen Seite. Während die regierungsnahe Zeitung al-Ahram verklausuliert von den „Vorfällen“spricht, verurteilt die liberale al-Wafd das Vorgehen der Armee als „Massaker“.

Samstag, 8. Oktober 2011

Tag des Militärs in Ägypten: Machtdemonstration mit Pauken und Trompeten


Die Vier F-16 Kampfjets tauchen plötzlich am wolkenfreien Himmel über Kairo auf. Es ist kurz nach 14 Uhr. Donnernd und im Tiefflug fliegen sie erst die Corniché am Nil entlang, dann über den Tahrir-Platz. Wenige Sekunden später kommen die nächste Flugzeuge, sechs insgesamt: zwei ziehen blaue, zwei weiße und die übrigen rote Kondensstreifen hinter sich her; rot, weiß, schwarz, die Farben der ägyptischen Flagge, sieht man nicht.

Freitag, 7. Oktober 2011

Friedensnobelpreis für Tawakul Karman - Ehrung für die Mutter der Proteste

Ein Beitrag von Hannes Alpen und Christoph Sydow 

 Überraschende Entscheidung des Nobelpreiskomitees in Oslo: Die Jemenitin Tawakul Karman gehört zu den drei Frauen, die in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhalten. Damit würdigt das Gremium ihren Kampf für Frauenrechte im Jemen, der lange vor dem Arabischen Frühling begann.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Der Fall Maikel Nabil Sanad - Der Hunger nach der Revolution

Seit mehr als 40 Tagen befindet sich der ägyptische Blogger Maikel Nabil Sanad im Hungerstreik, um seine Freilassung aus dem Gefängnis zu erzwingen. Der 26-Jährige ist dem Tod nahe, auch weil die Öffentlichkeit sich kaum für sein Schicksal interessiert.

Samstag, 1. Oktober 2011

Umfrage zum Aufstand in Syrien - Wie repräsentativ sind 551 Syrer?

Seit mehr als einem halben Jahr tobt der Aufstand in Syrien, doch wenig ist bekannt darüber wie breit der Rückhalt der Opposition im Volk wirklich ist. In weiten Teilen des Landes protestieren Menschen gegen das Assad-Regime. Täglich trotzen tausende Syrer den schießenden Soldaten und Angehörigen der Shabiha-Milizen. Knapp 3000 Menschen mussten die Zusammenstöße bislang mit ihrem Leben bezahlen. Doch das Zentrum der Hauptstadt Damaskus, sowie das Handelszentrum Aleppo sind bislang weitestgehend ruhig geblieben.. Die Zahl der Demonstranten ist – so wie sich die Lage derzeit darstellt – noch immer deutlich geringer als in Ägypten vor dem Sturz Mubaraks.

Wie groß ist also die Ablehnung des syrischen Regimes im Volk wirklich und wie viel Unterstützung genießen die Oppositionellen? Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte die kalifornische Pepperdine University die Ergebnisse einer Meinungsumfrage, die vor wenigen Wochen im Auftrag des Democracy Council in Syrien durchgeführt wurde. Die Ergebnisse scheinen eindeutig: 86% der Syrer bewerten Präsident Baschar al-Assad negativ, acht von zehn Syrern wollen einen Regimewechsel, nur jeder Zwanzigste hat einen negativen Eindruck von den Protestierenden.

Donnerstag, 29. September 2011

Neue Vorsitzende der israelischen Arbeitspartei: Von den Toten auferstanden

Von Dominik Peters
Die israelische Arbeitspartei hat eine neue Vorsitzende: Shelly Yachimovich. Die »Awoda«-Basis erhofft sich von der ehemaligen Journalistin einen Neuanfang.

Abbas' Antrag bei den UN aus Sicht der Palästinenser: Verdächtige Stille in Palästina

Nach dem Antrag der PLO in New York schrieben und redeten alle über einen möglichen Staat Palästina. Nur hörten wenige, was die Palästinenser selbst dazu zu sagen haben. Eine Analyse aus dem Westjordanland von Anton Lenz.

Sonntag, 25. September 2011

Arbeitsrechte für Palästinenser im Libanon: “Eine schlimme rechtliche Diskriminierung”

Sie leben seit mehr als sechzig Jahren im Land, zum Teil in der dritten Generation; dennoch fehlen den palästinensischen Flüchtlingen im Libanon grundlegende Menschenrechte, wie das Recht auf Arbeit oder auf freie Berufswahl. Zwar hat das libanesische Parlament im August 2010 beschlossen, die Arbeitssituation der Flüchtlinge zu erleichtern, und hat dafür auch viel internationales Lob erhalten – aber viel hat sich nicht gebessert: Die Arbeitsgenehmigungen sind immer noch auf ein Jahr befristet, rund 30 Berufe, vom Ingenieur und Rechtsanwalt bis zum Friseur und Taxifahrer, sind den Palästinensern vorenthalten, und auch bei der Sozialversicherung hat sich kaum etwas getan.

 Souheil el-Natour, Generaldirektor des Human Development Center und Vize-Präsident der Palästinensischen Juristen-Union über die Änderungen des Arbeitsrechts und die Lage palästinensischer Flüchtlinge im Libanon. 

Herr Natour, erinnern Sie sich noch daran, wo Sie am 17. August 2010 waren? 

 Wenn Sie auf mein Zeitgedächtnis zählen denke ich, dass für uns Palästinenser jeder Tag besonders ist. Besonders, wenn sich die Dinge so rasant entwickeln wie jetzt, deshalb, bitte...

 Ich frage deshalb, weil es in den deutschen Medien damals hieß: “Der 17. August 2010 ist ein großartiger Tag für die palästinensischen Flüchtlinge im Libanon.” 

 Nein, dieser in Anführungsstrichen “großartige” Tag war in Wahrheit gar nicht so großartig. Die traditionelle Politik gegenüber den Palästinensern im Libanon zielte auf die Verweigerung von wirtschaftlichen und sozialen Rechten. Und jetzt stehen wir de-facto vor der Situation, dass den Palästinensern weder das Recht auf Arbeit, noch soziale Sicherheit gewährt wird.

Freitag, 23. September 2011

Khaled Saids Schwester: "Wir Ägypter werden unseren Mund nicht mehr zumachen"

Im Juni 2010 wurde der junge Ägypter Khaled Said in Alexandria von mehreren Polizisten misshandelt und getötet. Sein Schicksal und die Bilder der verstümmelten Leiche verbreiteten sich schnell im Internet und sorgten in den Wochen nach Khaleds Tod für großen Aufruhr. Die Facebook-Gruppe „Wir alle sind Khaled Said“ zog hunderttausende Mitglieder an und wurde ein halbes Jahr später zu einem wichtigen Werkzeug bei der Organisation der Proteste gegen das Mubarak-Regime. Am Montag wurde Khaled Said posthum gemeinsam mit dem Tunesier Slim Amamou mit dem Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet. Khaleds Schwester, Zahraa Kassem, nahm den Preis für ihren Bruder entgegen. Alsharq hatte im Vorfeld der Preisverleihung die Gelegenheit, im Rahmen eines Pressegesprächs mit ihr zu reden.

Frau Kassem, ihr Bruder Khaled Said wurde vor 15 Monaten von Polizisten in Alexandria getötet. Der Mord war eines der Ereignisse, die zur Revolution gegen das Mubarak-Regime führten. Jetzt wird Khaled posthum mit dem Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet. Ist das ein Trost für Sie?

Ich bin vor allem traurig, dass mein Bruder tot ist, auch wenn er für eine große Sache starb. Aber natürlich freue ich mich über die Ehrung für meinen Bruder. Und ebenso ist es ein großer Trost für mich und meine Mutter wenn Leute zu uns kommen, die sagen „Ich bin Khaled Said“, die uns Mut machen und die für seine Rechte weiterkämpfen.

Dienstag, 20. September 2011

Slim Amamou: "Ein Tunesien, das weniger frei ist als der Westen, wäre der Worst Case"

Slim Amamou ist einer der bekanntesten tunesischen Blogger und Internetaktivisten. Schon zu Zeiten des Ben Ali-Regimes kämpfte er gegen Internetzensur und die staatliche Gängelung der Jugend. Im Zuge der Proteste gegen die Diktatur wurde Amamou im Januar dieses Jahres verhaftet. Am 17. Januar, drei Tage nach Ben Alis Sturz, wurde er im Rahmen eine Generalamnestie für politische Gefangene freigelassen. Von der Gefängniszelle wechselte der 34-Jährige nahtlos auf die Regierungsbank. Er wurde als Staatsekretär für Jugend und Sport Mitglied der tunesischen Interimsregierung – ein Amt, das er im Mai wieder aufgab.

Für sein Engagement wurde Amamou am gestrigen Montag in Berlin mit dem Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet. Alsharq hatte zuvor im Rahmen eines Pressegesprächs die Gelegenheit, mit Slim Amamou zu sprechen. Ein Interview mit der Schwester des zweiten Preisträgers, dem von der ägyptischen Polizei getöteten Khaled Said, folgt in den nächsten Tagen.

Du bist am 17. Januar 2011 zum tunesischen Staatssekretär für Jugend und Sport ernannt worden und wurdest Teil der Übergangsregierung von Mohamed Ghannouchi. Warum hast du das damals gemacht und wie haben deine Freunde reagiert? 

 Ich hielt diesen Schritt für wichtig, weil damals niemand Vertrauen in die Regierung besaß. Viele meiner Freunde zeigten sich enttäuscht und warfen mir vor, die Revolution zu verraten. Die Regierung sollte die ersten freien Wahlen nach Ben Alis Sturz vorbereiten und dabei wollte ich mitreden. Später wurde eine Wahlkommission gebildet, die mit der Organisation der Wahlen betraut ist. Die Regierung spielt als keine Rolle mehr bei der Vorbereitung der Wahlen, was auch richtig so ist, deshalb bin ich im Mai zurückgetreten. Ein weiterer Punkt war, dass es Mitgliedern der Interimsregierung verboten ist, bei den Wahlen zu kandidieren oder andere Bewerber zu unterstützen.

Montag, 19. September 2011

Palästina und die Unabhängigkeit: Es ist ein Staat

Von Miguel A. Zamorano
Der Weg zum 20. September, an dem die Palästinenser ihren Staat ausrufen wollen, begann mit einem grundlegenden Wechsel in der Arbeitsweise im palästinensischen Lager. Der Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Ostjerusalem beschreibt diesen folgenreichen Wandel in seinem neuen Buch.

Samstag, 17. September 2011

Patriarch auf Glatteis - Ra´is Fehltritt auf diplomatischem Parkett

Der Aufstand in Syrien - Es gibt dieser Tage kein Thema das brisanter an der östlichen Mittelmeerküste diskutiert wird. Der neue maronitische Patriarch traute sich während eines Staatsbesuchs in Frankreich an das heikle Thema und findet sich in einem PR-Desaster wieder. Kein guter Start auf dem internationalen Parkett!

Samstag, 10. September 2011

Kamal Salibi: Ein Nachruf

Liebe Alsharq-Leser, da die Macher dieses Blogs in akademischer wie persönlicher Hinsicht dem Libanon sehr verbunden sind, vernahmen wir die Nachricht vom Tod des bedeutendsten zeitgenössischen libanesischen Historikers Kamal Salibi mit großer Trauer. Salibis Werk hat ganze Generationen von Studenten der libanesischen Geschichte und Politik geprägt. Für Alsharq würdigt Prof. Axel Havemann vom Institut für Islamwissenschaft der FU Berlin, selbst Schüler Salibis und langjähriger Begleiter unserer eigenen akademischen Laufbahn an der Freien Universität, die Verdienste des Historikers.

Bahrain: Der Aufstand geht weiter

In Libyen wurde Gaddafi gestürzt, in Syrien geht Bashar al-Assad mit unverminderter Härte gegen die Opposition vor. Diese beiden Konfliktherde haben in den vergangenen Wochen die Berichterstattung aus dem Nahen Osten dominiert. Dabei rückte neben dem Jemen, wo der schwer verletzte Präsident Ali Abdullah Saleh mit saudischer Unterstützung weiter an der Macht fest hält, ein weiterer Staat auf der arabischen Halbinsel in den Hintergrund: Bahrain. Zu Beginn des Sommers deutete vieles darauf hin, dass die Königsfamilie Khalifa die Protestbewegung mit saudischer Hilfe niederschlagen könnte.

Dienstag, 30. August 2011

Israelische Aktivistin Daphni Leef: Das Gesicht des Protestes

Vor sieben Wochen kannte sie noch niemand. Nun ist die 25-jährige Daphni Leef das Gesicht der Sozialproteste in Israel. Dabei ist sie zugleich revolutionär und unpolitisch – genau das lieben die Israelis an der Frau mit dem Cowboyhut. Aus Tel Aviv berichtet Bodo Straub

Montag, 29. August 2011

Interview mit Unternehmer Baschar Masri: »Wir sind Teil von Palästinas Zukunft«

Baschar Masri, Gründer und Leiter von Bayti Real Estate, über »Rawabi« – die erste am Reißbrett geplante palästinensische Stadt. Das Interview führte Bodo Straub.

Freitag, 26. August 2011

Altes Spiel, neue Regeln – Warum Israel die Eskalation im Gazastreifen vorerst meidet

Ein Beitrag von Alexander Rüsche
Israel reagiert mit Luftschlägen auf das Attentat von Eilat. Bisher scheut die Regierung Netanjahu einen neuen Gaza-Krieg – zumindest bis zum September.

Donnerstag, 25. August 2011

Presseschau zum Sturz des Gaddafi-Regimes: »Libyen zeigt, was die Region erwartet«

Eine Presseschau von Christoph Sydow, Dominik Peters und Robert Chatterjee.

Das Ende des Gaddafi-Regimes bestimmt die Kommentarspalten der arabischen wie israelischen Presse, in denen die ungewisse Zukunft des Landes und seiner neuen Führung deutlich werden. Kritisch sehen die arabischen Medien die Rolle des Westens.

Dienstag, 23. August 2011

Aggression – Reaktion? Im Schatten des israelischen Sommers

Ein Gastbeitrag von Anton Lenz
Der israelische Sommer sei vorbei, schreibt eine deutsche Tageszeitung anlässlich des jüngsten Angriffes auf einen Bus im Süden Israels. Damit schlägt sie eine Brücke von den letzten Nachrichten, die in dem Blatt zum Israel-Palästina-Konflikt erschienen sind, zu den jüngsten Meldungen über die Anschläge im Süden Israels und den anschließenden Luftangriffen auf den Gaza-Streifen.

Montag, 22. August 2011

Challenging Manama’s Narrative

Ein Gastkommentar von Faraz Sanei, Nahost-Analyst bei Human Rights Watch (HRW) in New York.
On the afternoon of April 12, plain-clothes security officials arrested Ghazi Farhan, a businessman, in his office parking lot. They blindfolded and handcuffed him and took him to a detention facility, where officers interrogated him, beat him with a hose, and forced him to sign a confession that he had participated in anti-government demonstrations. Authorities kept Farhan in incommunicado detention for 49 days, and prevented him from meeting with his lawyer and his family to prepare his defense.

Sonntag, 21. August 2011

Proteste vor der israelischen Botschaft in Kairo: Die Wut der Vielen

Der Tod mehrerer ägyptischer Soldaten nahe der israelischen Grenze macht abermals bewusst, dass eine pragmatische Politik gegenüber Jerusalem von weiten Teilen der Bevölkerung nicht getragen wird. Nils Metzger berichtet aus Kairo.

Mittwoch, 17. August 2011

Ägyptens Revolution: "Größtes Problem ist die Spaltung zwischen Liberalen und Islamisten"

Rana Gaber ist eine der vielen tausend jungen Ägypterinnen und Ägypter, die vor einem halben Jahr auf dem Tahrir-Platz in Kairo demonstrierten und schließlich Präsident Mubarak stürzten. Doch der Abgang des Autokraten ist allenfalls ein Teilerfolg. Die 24-jährige Studentin ist überzeugt davon, dass die Revolution noch längst nicht an ihrem Ziel angekommen ist und deshalb weitergeführt werden muss. Deshalb gründete Rana zusammen mit anderen Aktivisten die Bewegung „al-Sahwa“ - das Erwachen - die den Druck auf den herrschenden Militärrat aufrecht erhalten soll.

Ziel der Gruppe ist es, säkulare und islamistische Ägypter zusammen zu führen. Rana legt großen Wert darauf, dass ihre Organisation nichts mit den sunnitischen Erweckungsräten im Irak zu tun hat, die ebenfalls unter dem Namen al-Sahwa bekannt geworden sind. Ich habe Rana Gaber in Kairo getroffen.

Wie bewertest du den Stand der Revolution ein halbes Jahr nach Mubaraks Sturz?

Alles in allem bin ich optimistisch und hoffnungsfroh. Mubarak steht vor Gericht, der Prozessauftakt verlief sehr positiv. Jeder wusste, dass der Übergang vom alten Regime zu einem neuen System nicht einfach würde und dass jeder Fehler, den wir jetzt machen, langwierige und schwerwiegende Konsequenzen haben kann.

Dienstag, 16. August 2011

Who are the Muslims of Norway?

Ein Gastbeitrag von Kari Vogt, emeritierte Professorin am Institut für Kulturwissenschaften und orientalische Sprachen an der Universität Oslo / by Kari Vogt, Researcher, Institute of Cultural Studies, University of Oslo, Norway.

Montag, 15. August 2011

Israels turbulente Innenpolitik: Das Sambation-Phänomen

Führungslos, Ideenarm und zerstritten: So präsentiert sich Israels Opposition. Statt die landesweiten Proteste zu nutzen, stagnieren Kadima, Avoda und Meretz im Umfragentief. Der große Gewinner könnte langfristig Benjamin Netanjahu sein – wenn er es im Spiel um die Macht schafft, seine beiden härtesten Konkurrenten Schachmatt zu setzen.

Von Dominik Peters


Samstag, 13. August 2011

Muslimbruderschaft gründet Partei: Ein Programm für die Brüder

Von Jannis Hagmann 
Erstmals in ihrer 83-jährigen Geschichte haben die ägyptischen Muslimbrüder eine politische Partei gegründet. Mit ihrem Programm unterscheidet sich die »Freiheits- und Gerechtigkeitspartei« nur noch geringfügig von ihren islamistischen Konkurrenten.

Freitag, 12. August 2011

»Freedom Theatre« in Jenin: Warten auf Rami

Drei Mitglieder des »Freedom Theatre« in Jenin werden aus ungeklärten Gründen verhaftet. Die Kultureinrichtung im Flüchtlingslager hat nach dem Mord an ihrem Gründer auch so genug Probleme.

Von Lydia Ziemke

Als Palästina-Koordinatorin der Berliner Schaubühne steht die Autorin in engem Kontakt mit dem Freedom Theatre. Sie hat mehrmals in Jenin unterricht und fungierte während der Deutschland-Tour des Theaters als Assistentin des ehemaligen Leiters des Projekts, Juliano Mer Khamis, der im April 2011 ermordert wurde. 

3.30 Uhr am Morgen, die Mitarbeiter des »Freedom Theatre« im Flüchtlingslager von Jenin  werden von Lärm geweckt: es klingt, als würden Steine geworfen. Vor den Theatergebäuden sehen sie sich vermummten und schwer bewaffneten israelischen Soldaten gegenüber.

Dienstag, 9. August 2011

Ägyptens Justiz 6 Monate nach Mubaraks Sturz - Interview mit einer Anwältin

Rawda Ahmad ist Menschenrechtsanwältin in Kairo. Gemeinsam mit fünf Kollegen vom Arabic Network for Human Rights Information (ANHRI) vertritt die 32-Jährige als Anwältin der Nebenklage 16 Familien beim Prozess gegen den gestürzten ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und seine beiden Söhne Gamal und Alaa. Die Familien haben bei dem Aufstand gegen das Mubarak-Regime im Januar und Februar Angehörige verloren. Der damalige Präsident soll den Schießbefehl erteilt haben. Nach dem ersten Verhandlungstag habe ich in Kairo mit Rawda Ahmad gesprochen.

Frau Ahmad, Sie waren im Gerichtssaal, als Husni Mubarak auf einem Krankenbett in den Käfig der Angeklagten geschoben wurde. Wie haben Sie diesen Moment erlebt?

Das war ein historischer Moment. Bis zum letzten Augenblick hat niemand wirklich daran geglaubt, dass er vor Gericht erscheinen würde. Und für sein Alter wirkte Mubarak noch sehr rüstig. Er konnte dem Verfahren folgen und hat die Fragen mit fester Stimme beantwortet.

Montag, 8. August 2011

Proteste in Israel - The Israeli Uprising

Liebe Leserinnen und Leser,

bereits am 22. Juli berichtete Alsharq über Proteste  in Tel Aviv angesichts der Preisexplosion auf dem israelischen Wohnungsmarkt. Nun ist der "Israelische Sommer" in aller Munde, landesweit wird gegen soziale Ungerechtigkeit demonstriert.

Unser befreundeter Foto- und Video-Journalist Jan Beddegenoodts hat sich mit den Protesten intensiv auseinander gesetzt. Entstanden sind dabei ein Video und ein Artikel, die wir Euch nicht vorenthalten wollen.



Von Jan Beddegenoodts

Last week I was in Nabih Saleh (a Palestinian village near Ramalah), standing in the tear gas during a peaceful protest, when I got a phone call from a friend in Tel Aviv: ‘Jan, a revolution started in Tel Aviv, you’ve got to come over here.” First I thought the demonstration was related to the possible recognition of a Palestinian state in September. “It’s not about the conflict honey, it’s about us!”

Freitag, 5. August 2011

Prozessauftakt in Ägypten: Mubarak trial – and error?

Der Prozess gegen Ex-Präsident Mubarak ist auch eine Bewährungsprobe für das ägyptische Rechtssystem. Welches Signal wird das Gericht senden? Aus Kairo berichtet Johannes Gunesch.

Mittwoch, 3. August 2011

Innenpolitische Krise im Iran: Machtspiele unter Männern


Eine Analyse von Friedrich Schulze

Die Ränkespiele in der iranischen Führung verwirren Freund und Feind – und heizen das innenpolitische Klima an. Präsident Ahmadinejad probt die Konfrontation mit Revolutionsführer Ali Khamenei – doch wagt er auch den Bruch?

Montag, 1. August 2011

Erst soziale Gerechtigkeit, dann Freiheit

Ein Gastbeitrag von Anton Lenz und Matthias Schultheiss
Die ägyptische Revolution wurde von einer heranwachsenden Jugend getragen. Doch nur wenige Monate nach den turbulenten Geschehnissen im Frühjahr sind ihre Rufe bereits verhallt. Was ist aus ihnen geworden und was wollen sie nun, wo Mubarak aus dem Amt geworfen wurde? Um diesen Fragen nachzuspüren, trafen die Geschichts-Studenten Anton Lenz und Matthias Schultheiss den ägyptischen Aktivisten Mohammed in Alexandria.

Freitag, 29. Juli 2011

Ein syrischer Soldat berichtet: "Die Regierung belügt uns Soldaten"

In dieser Woche hat uns die folgende Nachricht eines syrischen Freundes erreicht. Er leistet derzeit seinen Wehrdienst ab und gibt uns einen kleinen Blick in die Lage, in der sich viele syrische Soldaten derzeit sehen. Wir können nicht alle Angaben unseres Freundes überprüfen, kennen ihn aber als verlässliche Person und sehen keinen Anlass, am Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zu zweifeln.

Ich sterbe, genau wie alle Syrer.

Niemand in der Welt will den Syrern helfen, wir werden niedergeschlagen vom herrschenden System, von der Assad-Familie, von der Mafia. Glaub mir, die Syrer müssen bluten und sie töten uns. Mein bester Freund Ahmad wurde vor drei Tagen getötet. Wir dienen beide in der Armee, wir sind Panzerführer und er wurde getötet. Ich habe seit zwei Tagen nicht geschlafen, muss immer an ihn denken und kann nicht glauben, was gerade passiert. Die syrische Regierung tötet Menschen, nennt sie Bazillen, Unruhestifter und Kriminelle und das alles nur um ihre Unterdrückung zu rechtfertigen. Sie betrügen, lügen, verstümmeln Leichen, töten Menschen, plündern Häuser, verhaften Menschen und foltern sie in dem sie Methoden anwenden, die gegen die Menschlichkeit verstoßen.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Buchrezension: “Der Iran-Konflikt und die Obama-Regierung”

Ein Gastbeitrag von Neslihan Dogan
Der Politologe Ali Fathollah-Nejad hat die amerikanische Außenpolitik gegenüber dem Iran unter der Obama-Regierung in seiner Publikation mit dem Titel “Der Iran-Konflikt und die Obama-Regierung – Alter Wein in neuen Schläuchen?” unter die Lupe genommen und sie auf Veränderungen gegenüber der Vorgängerregierung unter George W. Bush untersucht.

Freitag, 22. Juli 2011

Preisexplosion auf dem israelischen Wohnungsmarkt: Teuer Wohnen

In Israel formiert sich Widerstand – gegen astronomischen Mietpreise. Vor allem junge Menschen sind betroffen. Der Protest nahm seinen Anfang in Tel Aviv und hat sich nun über das ganze Land ausgebreitet. Politiker bekunden ihre Solidarität mit der Bewegung und versprechen sich dem Problem anzunehmen.


Die Azhar nach der Revolution: Im neuen Gewand zu alter Größe

Ein Gastbeitrag von Sebastian Elsässer

Ahmad al-Tayyib wählte die große Bühne. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet hatten im Frühjahr 2011 eine Handvoll Azhar-Gelehrte über Wochen mit mehreren Dutzend namhaften säkularen Intellektuellen, darunter auch Christen, zusammengesessen und über die Zukunft Ägyptens diskutiert: Was sollen die Grundlagen der neuen Ordnung sein? Wie soll das Verhältnis von Islam und Staat definiert werden? Und welche Rolle soll die Azhar-Institution im neuen Ägypten spielen? Obgleich es den Intellektuellen zweifellos gelungen war, dem Dialog ihren Stempel aufzudrücken, wandte sich der Großscheich selbst am 20. Juni an die nationale Öffentlichkeit, um das Ergebnis vorzustellen: die »Erklärung der Azhar und einer Elite von Intellektuellen zur Zukunft Ägyptens«.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Israelisch-griechische Beziehungen: »Die Griechen lachen uns an, wir umarmen sie«


Die israelisch-griechischen Beziehungen sind so eng wie lange nicht mehr. Nach fast fünf Jahrzehnten eisernem Schweigen nähern sich Athen und Jerusalem nun im Rekordtempo an. Auslöser dafür ist eine Männerfreundschaft.

Von Dominik Peters

Dienstag, 19. Juli 2011

Kommentar zu Flotilla und Flightilla: Wie im Kindergarten

Gaza-Flottilla und Flightilla waren unnötige symbolische Aktionen, denen Israel einfache, aber genauso unnötige Realpolitik gegenüberstellte. Am Ende haben alle verloren.

Ein Kommentar von Bodo Straub.

Montag, 18. Juli 2011

Al-Qaida im Jemen: Zinjibar oder der letzte Grund

Ein Gastbeitrag von Mareike Transfeld
Baut sich al-Qaida in Zinjibar einen islamistischen Mini-Staat? Über das, was sich tatsächlich im Süden des Landes abspielt, lässt sich nur spekulieren. Doch die Regierung muss sich einige unangenehme Fragen stellen lassen.

"Widerstand ist eines Christen Recht und Pflicht“ - Interview zum Kairos Palestine Dokument

Liebe Leserinnen und Leser,
im Dezember 2009 veröffentlichten prominente palästinensische Christen das „Kairos Palestine Document“. Inspiriert von südafrikanischen Kirchenvertretern, die sich in den 1980er-Jahren gegenüber dem Apartheid-Regime positionierten und bereits damals den Begriff "Kairos" (griechisch: "Jetzt ist die Zeit") verwandten, stellt das Dokument eine theologische Auseinandersetzung mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt dar, aus der konkrete politische Handlungsempfehlungen geschlussfolgert werden. Das Dokument, das unter anderem ökonomische Sanktionen gegen Israel fordert und von einem „Apartheid-System“ spricht, hat großes internationales Aufsehen erregt.

Lukas von Nordheim, gegenwärtig tätig bei der Friedrich-Ebert Stiftung in Ostjerusalem, sprach mit Rifat Odeh Kassis, dem Koordinator und Sprecher von „Kairos Palestine“ über das Dokument. Der aus der Nähe von Bethlehem stammende Kassis leitet unter anderem die NGO „Defence for Children International“, die sich für Kinderrechte weltweit einsetzt.

Herr Rifat Kassis, was sind die drei wichtigsten Aspekte des Dokuments „Kairos Palestine – A Moment of Truth: A Word of Faith, Truth and Love from the Heart of the Palestinian Suffering“, das christliche Palästinenser unter Ihrer Leitung im Dezember 2009 veröffentlicht haben?

Rifat Odeh Kassis: Drei Fakten unterscheiden "Kairos Palestine" von anderen Dokumenten: Es ist auf Arabisch geschrieben, es richtet sich an unser Volk, und verwendet keinen Diplomatenjargon.

Zum ersten Punkt: Normalerweise sind solche Schriften von Christen, NGOs und anderen Gruppen auf Englisch verfasst. Das vermittelt den Eindruck, dass wir uns in erster Linie an die internationale Gemeinschaft und nicht an unser Volk richten. Deshalb wirft uns die israelische Propaganda vor, die Palästinenser hätten zwei verschiedene Diskurse: einen arabischsprachigen für das Volk, in dem sie sich radikal äußern und einen englischsprachigen, der sich an die Außenwelt richtet und in dem der Diskurs abgemildert wird. Wir haben das Dokument auf Arabisch geschrieben, um unsere Leute mit der Botschaft „Liebt Eure Feinde!“ herauszufordern.
Zweitens sagen wir unseren Leuten: Seid geduldig, standhaft und leistet Widerstand – natürlich gewaltlos. Christen in Palästina gelten und geben sich oft passiv (...), als diejenigen, deren Religion nur von Liebe handelt. Sie wissen schon: Liebe Deine Feinde! Wenn Dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte auch die andere hin." Aber wir brechen mit diesem Stereotyp in unserem Dokument und sagen: Widerstand – natürlich gewaltfreier Widerstand –  ist eines Christen Recht und Pflicht. Seid standhaft und geduldig! Das sind starke Worte in unserer Gemeinschaft.

Freitag, 15. Juli 2011

Mordfall Hariri: Das Dilemma der internationalen Strafjustiz

Ein Gastbeitrag von Jakob Hensing
Das UN-Sondertribunal zur Aufklärung des Mordes am libanesischen Premierminister Hariri offenbart einmal mehr das Dilemma der internationalen Strafjustiz. Statt Stabilität durch Gerechtigkeit verheißen die aktuellen Haftbefehle dem Zedernstaat eine neue Zerreißprobe.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Was macht eigentlich die Wissenschaft?

Ein Nachtrag zum Kommentar "Panzer für Frauen" von Philipp Dehne

Im Zusammenhang mit dem Verkauf der Leopard-II-Panzer drängt sich noch eine andere Frage auf, nämlich die nach der Rolle der Wissenschaft in der öffentlichen Debatte. Sicherlich haben sich einzelne Experten wie Volker Perthes oder Guido Steinberg, die an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politikberatung agieren, in den Medien kritisch zu Wort gemeldet. Aber hat man ansonsten eine Reaktion von Wissenschaftlern, die sich mit der Region auseinandersetzen, vernommen? Die Eingrenzung dieser Gruppe von Wissenschaftlern ist schwierig. Für viele Islamwissenschaftler sind zeitgenössische Themen nicht zentral und die wenigsten Politikwissenschaftler beschäftigen sich explizit mit Nordafrika und dem Nahen Osten. Aber dennoch gibt es eine ganze Reihe von Islam-, Politik- und weiteren Sozialwissenschaftlern, die eben dies tun, die über besondere Regionalkenntnisse verfügen und die ich am ehesten als „Regionalwissenschaftler“ bezeichnen würde. Auch wenn diese Gruppe von Wissenschaftlern nur bedingt formal organisiert sein mag, bestehen doch weiträumige Netzwerke zwischen ihnen. Hat sich dieser Personenkreis in der aktuellen Debatte organisiert zu Wort gemeldet? Solch eine Intervention muss an mir vorüber gegangen sein (und ich wäre froh, wenn ich sie übersehen und einfach nicht gründlich genug recherchiert hätte).

Mittwoch, 13. Juli 2011

Panzer für die Frauen

Ein Kommentar von Philipp Dehne


In den letzten Tagen ist viel über den beabsichtigten Verkauf von 200 Leopard-II-Panzern nach Saudi-Arabien geschrieben worden. Klarer sind die Hintergründe der Entscheidung nicht geworden. Dies liegt vor allem daran, dass die Entscheidungsträger der Koalition ihre ursprüngliche Geheimniskrämerei unverblümt fortsetzen. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel und Rainer Brüderle scheint nicht die Verkaufsentscheidung diskussionswürdig, sondern die Tatsache, dass Informationen aus dem Bundessicherheitsrat an die Öffentlichkeit gelangt sind. Einige der an der Entscheidung im Bundessicherheitsrat Beteiligten redeten vage von „strategischen Sicherheitsinteressen“ oder Saudi-Arabien als „einem der wichtigsten Stabilitätsanker in der Region“.

Montag, 11. Juli 2011

Frauenrechte in Jordanien - Der schwierige Weg zur Gleichberechtigung

Ein Beitrag von Kathrin Hecht

In dieser Woche ist der erste UN WOMEN Report erschienen. Ein globaler Report über Frauenrechte, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und die Stellung von Frauen in ihren jeweiligen Rechtssystemen. Anlass, sich mit den Frauenrechten im Nahen Osten zu beschäftigen - einem Thema, das vielleicht im weiteren Prozess des arabischen Frühlings an Bedeutung gewinnen wird. Ich schaue in diesem Beitrag auf Jordanien, ein Land, aus dem ich persönliche Erfahrungen mitbringe.

Sonntag, 10. Juli 2011

Südsudan - Eine Nation wird geboren

Neue Flagge, neue Hymne, neues Selbstbewusstsein: Der Südsudan ist unabhängig - und damit der jüngste Staat der Welt. Die Menschen feiern euphorisch, doch jetzt muss sich erst zeigen, ob das Land Probleme und Konflikte lösen kann.

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Freitag, 8. Juli 2011

Südsudan am Vorabend seiner Unabhängigkeit: Kein Weg zurück


Morgen spaltet sich der Südsudan vom Norden ab. In der neuen Hauptstadt des Vielvölkerstaates laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Anspannung ist mit den Händen zu greifen. Aus Juba berichtet Björn Zimprich.

Türkisch-Syrische Beziehungen: Erdogans Jein zu Assad

Ein Beitrag von Natalia Gorzawski.

Im Rahmen des Arabischen Frühlings offenbart sich derzeit die Widersprüchlichkeit der türkischen Außenpolitik: Einerseits der Anspruch, Reformen und Demokratie in der Region zu fördern und als gutes Beispiel voran zu schreiten, andererseits aber der Aufbau enger politischer und ökonomischer Beziehungen zu autoritären Regimen vor dem Hintergrund einer „Null Probleme mit den Nachbarn“-Politik. Die arabische Freiheitsbewegung stellt daher eine besondere Herausforderung für Erdogan dar, wobei sich Syrien als Zerreißprobe entpuppen könnte. Bis Anfang des Jahres noch florierten die Beziehungen zwischen Ankara und Damaskus. Mit der Auslieferung des PKK-Chefs Öcalan Ende der 90er Jahre wurde der Höhepunkt der syrisch-türkischen Krise überwunden und die Grundlage zu einer Annäherung gelegt. Die neue außenpolitische Ausrichtung der Türkei hat dabei in den letzten fünf Jahren zu intensiven wirtschaftlichen, kulturellen sowie diplomatischen Beziehungen und laut Medienberichten einer engen Freundschaft zwischen Bashar al-Assad und Recep Tayyip Erdogan geführt.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Alsharq braucht Verstärkung

Liebe Leserinnen und Leser,

wie Ihr womöglich gemerkt habt, sind die Abstände zwischen unseren Veröffentlichungen von Artikeln momentan recht groß. Dies hat verschiedene Gründe: Einerseits sind wir damit beschäftigt, unsere Website zu professionalisieren. Andererseits gehen wir unseren beruflichen Verpflichtungen nach, – ob bei Zenith in Berlin, beim Spiegel in Hamburg, beim ZFD in Beirut oder bei der FES in Jerusalem/Berlin, usw. –  sodass für Alsharq nicht ausreichend Zeit bleibt. Einzig unser Twitter-Dienst verweist täglich auf viele spannende Links.

Deshalb würden wir uns freuen, wenn die Alsharq-Familie Zuwachs erhielte. Engagierte Studierende, Promovierende oder auch Young Professionals, die sich mit dem Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika auseinander setzen, ermutigen wir hiermit, sich bei Alsharq journalistisch einzubringen. Dies kann in unterschiedlicher Weise erfolgen. Neben journalistischen Artikeln und politischen Analysen besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit, wissenschaftliche Arbeiten zur Diskussion zu stellen oder Berichte zu Alsharq-relevanten Tagungen und Ausstellungen zu verfassen. Des Weiteren können wir Unterstützung bei der Konzeption und Durchführung von politischen Reisen oder beim Fundraising gut gebrauchen.

Da Alsharq immer häufiger externe Auftragsanfragen bekommt, besteht gegebenenfalls auch die Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen. Außerdem haben wir über die Jahre ein Netzwerk an Experten zu und aus der Region aufgebaut, von dem „Neulinge“ profitieren können. Meldet Euch bei Interesse und schickt eine Email an alsharqblog@gmail.com.

Freitag, 1. Juli 2011

Das Sondertribunal für den Libanon beschuldigt Hizbullah-Mitglieder - Anklage mit Ansage

von Christoph Sydow (Hamburg) und Björn Zimprich (Beirut)

Mit großer Spannung hat der Libanon auf diesen Tag gewartet. Mehr als sechs Jahre nach dem Mord am ehemaligen libanesischen Premierminister Rafiq Hariri hat das Sondertribunal gestern Anklage gegen vier Libanesen erhoben, die den Anschlag vom 14. Februar 2005 in geplant und durchgeführt haben sollen. Zwei der Männer, Mustafa Badr al-Din und Salim Ayyash, sollen der Hizbullah angehören. Badr al-Din ist ein Cousin und Schwager des 2008 getöteten Hizbullah-Kommandeurs Imad Mughniyeh und soll diesen nach dessen Tod abgelöst haben. Ayyash soll die Zelle geleitet haben, die den Anschlag auf Hariri durchführte. Er soll neben der libanesischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen. 

Samstag, 25. Juni 2011

Märkte, Macht und Menschenrecht - Ägypten im Fokus der Europäischen Nachbarschaftspolitik

Von Tobias Wellner

Als sich im Januar die Ägypter in Kairo zu tausenden versammelten, um für ihre Freiheit zu demonstrieren und sich später abzeichnete, dass Mubaraks Regime nicht seine uneingeschränkte Macht halten konnte, tat sich die Europäische Union schwer ihren alten Verbündeten fallen zu lassen. Einerseits unterstützten europäische Ländervertreter medial eindrucksvoll die Demonstranten,  gleichzeitig vermieden sie es jedoch den langjährigen, engen Bündnispartner zu verurteilen. Bis heute scheut sich die EU das 30 Jahre währende autoritäre Regime Mubaraks zur Rechenschaft zu ziehen.

Seit 2003 versucht die EU die Beziehungen zu ihren südlichen Nachbarn zu verbessern. Als eine Alternative zur bisherigen Erweiterungspolitik wurde die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) ins Leben gerufen.

Freitag, 24. Juni 2011

Interview with Jamil Sayyed - »Germany is responsible for my detention«

For four years Jamil Sayyed, former chief of Lebanon's General Directorate of General Security, was detained as one of the main suspects in the murder of former Lebanese Prime Minister Rafiq Hariri. Robert Chatterjee and Christoph Dinkelaker met Sayyed in Beirut this April. In this interview he lashes out against the German UN-Investigator Detlev Mehlis as well as against Germany's foreign intelligence agency BND and the German news magazine Der Spiegel. A German translation of this interview was published in the German quarterly magazine zenith.


Alsharq: What would you do if you met Detlev Mehlis today?

Jamil Sayyed: The first feeling that would come to my mind is that I would have to vomit.

What led to your detention – and to your release?

It was a long battle that lasted for 4 years to get freed from my political and arbitrary detention. I was never exposed, neither by Detlev Mehlis nor his team , nor to any witness, proof or charges. On August 30 2005, British officer Ken Korlett from the United Nations International Independent Investigation Commission (UNIIIC), came to me with a letter, sent to me by the president of UNIIIC Mr. Mehlis, who had himself signed the paper. That Search Warrant read: »According to witnesses heard by the commission....Jamil Sayyed should be considered as suspect...«. From the day they presented the letter to me and multiple times later on, I asked them: Where are your witnesses? No answer!

Donnerstag, 23. Juni 2011

Ariyeh Deri verkündet Comeback: Der Messias der mizrachischen Massen

Von Dominik Peters
Es ist das Comeback des Jahres: Ariyeh Deri hat nach einem längeren Gefängnisaufenthalt seine Rückkehr in den Polit-Betrieb angekündigt. Einst war er der schillernde Superstar der Schas. Mit seinen alten Weggefährten will der orthodoxe Deri nun aber nicht mehr zusammenarbeiten.

Prozess in Bahrain: Verurteilen statt versöhnen

von Nils Metzger
Aussöhnung sieht anders aus: In Bahrain wurde führenden Oppositionellen wegen ihrer Rolle während der Frühlingsunruhen der Prozess gemacht. Sechs Funktionäre und Menschenrechtler bekamen lebenslänglich.

Dienstag, 21. Juni 2011

Ex-PKK-Kämpfer im Exil: Zwischenstation Irak

Was macht ein ehemaliger kurdischer Guerilla-Kämpfer, der die Berge verlassen hat? – ein Portrait. Aus dem Nordirak berichtet Naomi Conrad.

Montag, 20. Juni 2011

Fatah und Hamas: Es lebe die palästinensische Zweiheit!

Das Kairo-Abkommen zwischen Fatah und Hamas harrt der Umsetzung. Weil keine der beiden Parteien Einfluss abgeben will, rücken die politischen Zielmarken im September in weite Ferne. Ein Gastbeitrag von Michael Bröning

Sonntag, 19. Juni 2011

Update Alsharq-Reise nach Israel und Palästina

Liebe Leserinnen und Leser,

gestattet uns auf einige Updates zu unserer politischen Reise nach Israel und Palästina im September (15. - 27.9.) hinzuweisen. Es gibt noch wenige freie Plätze, eine baldige Anmeldung bietet sich insofern an.

  • Wir haben kleinere Veränderungen im Reiseprogramm vorgenommen.
  • Außerdem haben wir zwei Flüge herausgesucht, die sich für die An- und Abreise anbieten. Alsharq-Mitglied und Reiseagent Simon Welte hilft bei diesbezüglichen Fragen gerne.
  • Am 3. September bieten wir in Berlin ein Vorbereitungstreffen zum Kennenlernen an, bei dem wir Organisatoren einführende Inputs zur politischen Situation vor Ort geben. Außerdem werden wir während dem Treffen praktische Fragen klären. Die Mitreisenden können schließlich ihre Erwartungen an die Reise äußern. 

Alle weiteren Informationen findet Ihr auf unserem ausführlichen Post zur Reise, den wir im März ins Netz gestellt haben.

Freitag, 17. Juni 2011

Schließung des »Gulf Research Center« in Dubai: »Kritik wird kriminalisiert«

Abdulaziz Sager, Direktor des »Gulf Research Center«, berichtet im Interview, warum sein Institut nicht mehr in Dubai arbeiten darf – und welche Auswirkungen die Nervosität der Herrscher am Golf auf die Forschungslandschaft hat.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Medienhatz in Ägypten: Spione, die auf Eseln reiten

Ein angeblicher israelischer Spion wird in Kairo verhaftet – und Ägyptens Medien haben den Schuldigen für alle Probleme der vergangenen Monate ausgemacht. Die nun geifernde Paranoia erlebte unser Korrespondent in Kairo am eigenen Leib. Aus Kairo berichtet Paul Schmidt.

Mittwoch, 15. Juni 2011

In der Türkei nichts Neues?

Ein Kommentar zu den türkischen Parlamentswahlen von Ahmet Salih Yurdakul

Acht Millionen mehr Wahlberechtigte als bei den letzten Wahlen im Jahr 2007: die Türkei ist ein junges Land. Das und vieles andere deutet auf die Dynamik und den Wunsch nach Veränderung hin, die die Politik vorantreiben: die Wirtschaft boomt, das Land gewinnt international mehr Akzeptanz – zur Zufriedenheit der Bevölkerung. Die Politik versucht, Lösungen für seit Jahrzehnten ungelöste Probleme zu entwickeln. Wie lange die Türkei dafür brauchen wird, weiß niemand. Doch der Wille ist da, das ist unumstritten – und die AKP wurde mit einem Wahlsieg belohnt. 

Dienstag, 14. Juni 2011

Neue Regierung im Libanon in Sicht

Nach viereinhalb Monaten scheint nun tatsächlich einzutreten, womit zuletzt kaum noch jemand gerechnet hatte: Der Libanon wird wieder eine Regierung bekommen. 

Es war am 25. Januar dieses Jahres als Präsident Michel Suleiman Najib Mikati mit der Regierungsbildung beauftragte, nachdem die Allianz des 8. März die Regierung verlassen hatten und Walid Jumblatt, Führer der drusischen Progessiven Sozialistischen Partei, Ministerpräsident Saad Hariri die Unterstützung versagte hatte. Entscheidender Streitpunkt war das Sondertribunal für den Libanon gewesen, das den Mord an Rafiq Hariri aufklären sollte und dessen Ermittler Hisbollah-Kader unter Verdacht stellten.

Freitag, 10. Juni 2011

Formel 1-Rennabsage in Bahrain: Sand im Getriebe

Der Formel 1-Grand Prix 2011 in Bahrain ist endgültig abgesagt worden. Das quälend lange Hickhack um die Austragung des Rennens hat das Image der Rennserie beschädigt. Die Presse in Bahrain tobt vor Wut und fürchtet einen Imageverlust für ihr Land.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Frühling in Damaskus – Ausschnitte eines Erlebnisberichtes und Versuch einer Deutung

Die folgenden Worte basieren auf persönlichen Erlebnissen der Ereignisse im März bis Mai 2011. Während dieser Zeit hielt sich unser Gastautor Abū Ḥasan (Pseudonym) in Damaskus auf – und erlebte die Atmosphäre in der syrischen Hauptstadt hautnah mit.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Unruhen in Syrien – Die dritte Front?

Der Aufstand in Syrien hat die palästinensischen Flüchtlingslager im Land erreicht. In Yarmouk bei Damaskus protestierten tausende Palästinenser gegen ihre politischen Vertreter und das syrische Regime. Sie wollen nicht länger von Assads Regime instrumentalisiert werden

Dienstag, 7. Juni 2011

Der Al-Ahmar-Clan im Jemen: Familienduell in Sanaa

Ein Beitrag von Mareike Transfeld
Während Präsident Saleh in Saudi-Arabien zur Behandlung weilt, entfaltet sich in Sanaa ein blutiger Machtkampf zwischen dem Haus Al-Ahmar und dem Präsidenten. Was macht den Stammesverbund so mächtig – und wie steht er zu der Protestbewegung?

Freitag, 3. Juni 2011

Alsharq beim Studentischen Symposium 2011

Liebe Leserinnen und Leser,


gestattet uns einen Hinweis in eigener Sache: Im Rahmen des Studentischen Symposiums 2011 an der Freien Universität Berlin werden wir am 3.6. um 15 Uhr ein Diskussionspanel zum Thema "Wie der Arabische Frühling die Levante verändert: Die sehr unterschiedlichen Beispiele Israel/Palästina, Syrien und Libanon" leiten. Abends wird außerdem einer von uns Sharqisten bei der Abschlussveranstaltung auf dem Podium sitzen.


Hier findet Ihr das Programm.

Dienstag, 31. Mai 2011

Libanon und Syrien: Tanz am Abgrund

von Robert Chatterjee, Christoph Dinkelaker und Björn Zimprich
Bisher hat sich der Libanon von den Umwälzungen in der Region ausgeklinkt. Nun aber fallen Regierungskrise und die Eskalation in Syrien zusammen – mit unvorhersehbaren Folgen. Dem Zedernstaat stehen ungemütliche Wochen bevor.

Samstag, 28. Mai 2011

Syrischer Briefkasten in Saida? Anschlag auf die UNIFIL im Libanon

Gestern sind bei einem Anschlag auf die UNIFIL-Truppen sechs italienische Soldaten verletzt worden. Italien kündigte an, seine UNIFIL-Beteiligung schrittweise zu reduzieren. Gleichzeitig spekulieren libanesische Politiker über den Hintergrund des Anschlages. Politiker aus dem Lager des 14. März vermuten eine Warnung Syriens an die Internationale Gemeinschaft.

Freitag, 27. Mai 2011

Die Rückkehr der Assabiya ‎

Ein Gastbeitrag von  Giovanni Patriarca
Die jüngsten Ereignisse und sozialen Unruhen in Nordafrika haben, wie es offensichtlich wird, eine destabilisierende Wirkung auf die ganze arabische Welt. Tunesien ist es in hervorragender Weise gelungen, die gemeinsamen Gefühle vieler Bevölkerungsgruppen zu wecken, welche unter langjährigen wirtschaftlichen Problemen leiden, die durch die Finanzkrise und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit noch verstärkt werden.

Da gerät allzu leicht ausser Acht, dass genau in dieser Region in sog. ruhmreichen Zeiten aber zweifelsohne auch blutigen Zeiten, der Ursprung par excellence einer gemeinschaftlichen Sozialzugehörigkeit innerhalb der islamischen Welt war. Dieses Thema scheint in den letzen Tagen des Umbruchs und Machtwechselforderung, das Leitmotiv vieler Kommentatoren und Analysten des Mittleren Ostens zu sein.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Deutsche Universität in Kairo: Vorzeigeprojekt am Pranger

von Sahra Gemeinder
Seit Monaten herrscht Aufruhr an der German University in Cairo. Horrende Gebühren, intransparente und autoritäre Strukturen bringen die Studenten auf die Barrikaden. Hinkt der deutsche Bildungsexport der Revolution hinterher?

Four months after the beginning of the revolution – What’s new in Egypt?

Ich bin derzeit auf Einladung der Deutschen Welle - Akademie zu Gast beim Young Media Summit 2011 in Kairo. 17 junge Blogger und Journalisten aus Deutschland und der Arabischen Welt treffen sich, diskutieren, tauschen sich aus. Gestern war ich mit Emna aus Tunesien und Bassem aus Ägypten rund um den Tahrir-Platz unterwegs und wir haben mit Ägyptern über ihre Erfahrungen und Erwartungen gesprochen. Hier ist das Ergebnis, das auch auf dem Blog des Young Media Summit nachzulesen ist:

Four months have passed since the beginning of the revolution in Egypt on January 25. The regime has changed, but what else? Did the relationship between the state institutions and the people change since Husni Mubarak was forced to resign? And how do Egyptians assess the security situation in their country these days? How did Social Media inspire Egyptians before and after the revolution? And first of all – how do people celebrate and remember their successful Intifada?

Mittwoch, 25. Mai 2011

»Salafisten sind keine Gefahr für die Bruderschaften«

Interview: Björn Zimprich

Im Senegal üben islamische Bruderschaften, besonders die Muriden, Macht auf Politik und Gesellschaft aus. Ein Gespräch mit dem Politologen Ibrahim Thiam über Gefahr und Grenzen ihrer Einflussnahme.

Montag, 23. Mai 2011

Nakba-Tag in Majdal Schams: Aus dem Dornröschenschlaf gerissen

Aus Majdal Schams berichtet Mai-Britt Wulf
Am diesjährigen »Nakba-Tag« geschieht auf dem Golan das Undenkbare: Demonstranten durchqueren ein Minenfeld und trotzen dem israelischen Sperrfeuer. Bei den Golan-Drusen keimt Hoffnung, eines Tages wieder zu Syrien zu gehören.

Nakba - "People did not care if there was shooting"


Liebe Leserinnen und Leser,

in den letzten Tagen wurde sehr viel über die Geschehnisse am Nakba-Tag in Palästina, Israel und an den Grenzen geschrieben. Unsere Bekannte Hiba aus dem palästinensischen Flüchtlingslager Bourj al-Barajne in Beirut, hat die dramatischen Ereignisse an der israel-libanesischen Grenze selbst miterlebt.

This year, Nakba (“the catastrophe”) was supposed to have a different taste. It was supposed to tell the world that denies our existence: “Hey, here we are, this is our land, and this is our right. Our right to return will not die.” The way to the Maroun al-Ras was a mass movement of Palestinian people, the opposite way that the original displacement occurred. Everything was opposite from the lives that we have lived. On the way south we repeatedly noticed that it was the most beautiful scenery we have ever seen, the air was kinder, the morning sun was brighter, and even national and traditional revolutionary songs that we have been hearing since childhood took on a new meaning that day. We were going to Palestine, the air smelt of the soil of Palestine. That day there was hope that we would return. Our numbers and our determination put that dream closer to becoming a reality than ever before.

Samstag, 21. Mai 2011

Aufstand in Syrien: Die Propheten des Wandels

Ein Beitrag von Marian Brehmer
Die Proteste in Syrien gehen weiter, schon über 800 Menschen sind bisher ums Leben gekommen. Auch wenn kaum jemand mit einer derartigen Eskalation gerechnet hatte, war der Unmut jungen Syrern schon vor Jahren anzumerken.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Presseschau zum Nakba-Tag: "Nichts hat sich geändert seit 1947"

Eine Presseschau von Christoph Dinkelaker, Dominik Peters, Christoph Sydow und Björn Zimprich.

Am vergangenen Sonntag haben Palästinenser in aller Welt den Nakba-Tag begangen, der an die Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden Arabern aus Palästina in Folge der Staatsgründung Israels vor 63 Jahren erinnert. In diesem Jahr marschierten an dem Gedenktag hunderttausende Palästinenser und Araber im Westjordanland und im Gazastreifen, im Libanon und in Syrien auf die israelische Grenze zu um damit ihr Recht auf Rückkehr in die Heimat ihrer Vorfahren einzufordern. Ähnliche Versuche von Gruppen in Ägypten und Jordanien wurden von den dortigen Sicherheitskräften unterbunden. Ähnlich wie die Protestbewegungen gegen die autoritären Regierungen in den arabischen Staaten wurden die Demonstrationszüge vom vergangenen Woche maßgeblich über Facebook organisiert. Bei den Zusammenstößen an Israels Außengrenzen wurden insgesamt 15 Palästinenser getötet, mehr als hundert weitere Araber und dutzende Israelis wurden verwundet.

Zeitungskommentatoren in Israel zeigen sich einmal mehr erstaunt darüber, wie präsent das Trauma der Flucht auch nach 63 Jahren noch bei den heute lebenden Palästinensern ist. Zugleich fürchtet man, dass die Ereignisse vom 15. Mai die Araber darin bestärken könnten, den Sturm auf Israels Grenzen zu wiederholen. In der arabischen Presse wird der Protest der Palästinenser in den Kontext der Aufstandsbewegungen in der Arabischen Welt gesetzt. Gleichzeitig gibt es Stimmen die davor warnen, die palästinensische Sache für eigene politische Zwecke zu missbrauchen. Unter dem Strich geben sich die arabischen Kommentatoren zuversichtlich, dass das Rückkehrrecht der Palästinenser in Zukunft durchgesetzt werden könne.

Dienstag, 17. Mai 2011

Libanons Innenminister im Interview: »Ich habe nie darum gebeten, hier zu sein«

Interview: Robert Chatterjee, Christoph Dinkelaker und Björn Zimprich
Libanons Innenminister Ziyad Baroud im Interview über ehrgeizige Reformprojekte, die Protestbewegungen in der Region – und warum er der Politik nach fast drei Jahren frustriert den Rücken kehrt.

Montag, 16. Mai 2011

Tag der Nakba in Ramallah

Das Konzept der Schweigeminute scheint nicht in Palästina erfunden worden zu sein. Als um 12 Uhr auf dem Manara-Platz im Herzen Ramallahs eine Sirene ertönt, die an die Flucht und Vertreibung von etwa 700 000 Palästinensern aus ihren Städten und Dörfern 1948 erinnert, halten nur wenige Menschen inne, auch der Verkehr fließt ohne Unterbrechung weiter. Die als „Nakba“, also als „Katastrophe“ erinnerten Ereignisse im Zuge der Staatsgründung Israels jähren sich an diesem wechselhaften Sonntag zum 63. Male. 

Im Zentrum der administrativen Hauptstadt Palästinas haben sich einige Tausend Leute versammelt. Ein Großteil von ihnen hat sich bereits am frühen Nachmittag den Schulklassen aus den umliegenden Flüchtlingslagern angeschlossen, die als Protestzug vom Mausoleum Yassir Arafats, der politischen Vaterfigur Palästinas, zum Manara-Platz marschiert sind.


„Es gibt keine Alternative zur Rückkehr“

Die identitären Symbole der Palästinenser sind omnipräsent. Neben der Kuffiyeh, dem Palästinensertuch, sind es vor allem die großen schweren Metallschlüssel, die viele Flüchtlinge beziehungsweise Vertriebene 1948 in der Annahme mitnahmen, kurze Zeit später in ihre Häuser in Jaffa, Haifa oder Akko zurückkehren zu können.



Der Schlüssel als Symbol der Flüchtlinge und Vertriebenen

Sonntag, 15. Mai 2011

»Nein sagen zur Unterdrückung« - Christen in der ägyptischen Revolution


Interview: Sebastian Elsässer

Der  koptische Aktivist Rami Kamel, 24, Jurastudent an der Kairo-Universität, schildert, wie er zum Revolutionär der ersten Stunde wurde und wie er und seine Mitstreiter den Kampf um koptische Anliegen im neuen Ägypten fortsetzen wollen.

Nach den blutigen Auseinandersetzungen im Kairoer Viertel Imbaba mit zwölf Toten und hunderten Verletzten, bei denen auch drei Kirchen zum Teil schwer beschädigt wurden, steht das kriselnde Verhältnis zwischen Muslimen und Christen erneut im Fokus der Öffentlichkeit. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art seit der Revolution. Anfang März wurde im Dorf Sol, 50 Kilometer südlich von Kairo, eine Kirche angegriffen und in Brand gesetzt. In Kairo lieferten sich kurz darauf Muslime und Christen aus den Armenvierteln am Muqattam-Berg blutige Straßenschlachten. Gleichzeitig schürt Ängste das aggressive Auftreten der Salafisten-Bewegung vor einer zunehmenden Islamisierung im nachrevolutionären Ägypten. Sind die ägyptische Christen also die eigentlichen Verlierer der Revolution? Sind sie nach dem Sturz von Mubaraks Sicherheitsstaat den Angriffen extremistischer Muslime mehr denn je schutzlos ausgeliefert? Die Berichterstattung über die Lage in Ägypten übersieht oft, dass im Windschatten der Revolution auch der koptische Widerstand gegen Diskriminierung und religiös motivierte Gewalt neue Dimensionen der Mobilisierung erreicht hat.